Philharmonie Luxembourg
(c) Wade Zimmermann

Die Vereinigung europäischer Konzertsäle ECHO (European Concert Hall Organization) unterstützt alljährlich eine Reihe von jungen Talenten und bindet sie in ihr Programm Rising Stars ein, das von den verschiedenen Sälen angeboten wird. In der Saison 2019 sind es das Goldmund Quartett, der Akkordeonist Joao Barradas, der Klarinettist Magnus Holmander, die Geigerin Noa Wildschut, der Cellist Pablo Ferrandez und der Trompeter Simon Höfele.

Das Goldmund Quartett wurde von der Cité de la musique-Philharmonie de Paris und dem Festspielhaus Baden-Baden nominiert. Keine 30 Jahre alt sind die Mitglieder des Quartetts – und haben sich dennoch als eines der wichtigsten jungen Ensembles etabliert. « Wie nur wenige andere Quartette verstehen Florian Schötz, Pinchas Adt, Christoph Vandory und Raphael Paratore es, frischen Wind mit einer beeindruckend ausgefeilten Musikalität zu verbinden », ist in einer Pressemitteilung zu lesen. « Das Goldmund Quartett vereint Jugendlichkeit mit großer Musizierreife und begeistert das Publikum“, hieß es in der Süddeutschen Zeitung.

Ihre gemeinsame Laufbahn begannen die Mitglieder des Ensembles bereits als Schulfreunde: 2010 bestritten die damaligen Abiturienten Florian Schötz, Pinchas Adt, Christoph Vandory und Raphael Paratore ihr erstes großes gemeinsames Konzert im Münchner Prinzregententheater.

Die Tournee mit Konzerten unter anderem in der Elbphilharmonie, der Philharmonie de Paris, der Luxemburger Philharmonie, dem Amsterdamer Concertgebouw und dem Londoner Barbican Centre ist auch deshalb etwas Besonderes, weil das Goldmund Quartett erstmals auf Stradivaris berühmtem Paganini Quartett spielen wird: Die Nippon Foundation stellt den vier Münchner Musikern exklusiv diese vier Instrumente zur Verfügung, die Paganini selbst Ende des 19. Jahrhunderts erwarb und die heute von der Stiftung als besondere Ehrung ausgewählten Quartetten zur Verfügung gestellt werden.

Erst kürzlich wurde bekanntgegeben, dass das Goldmund Quartett 2020 Preisträger des renommierten Stipendiums der Jürgen-Ponto-Stiftung ist. 2018 erfolgten u.a. Auszeichnungen bei der Wigmore Hall String Competition sowie der Melbourne International Chamber Music Competition. 2016 erschien das äußerst erfolgreiche Debütalbum mit Streichquartetten von Joseph Haydn. 2018 veröffentlichte das Quartett bei Edel/Berlin Classics eine weitere CD, diesmal mit den Streichquartetten Nr. 3 & 9 von Dmitri Shostakovich (Hier die Pizzicato-Rezension)

João Barradas
© Alfredo Matos

Der portugiesische Akkordeonist Joao Barradas wurde von der Casa da Musica Porto, der Calouste Gulbenkian Foundation Lisbon und der Philharmonie Luxembourg nominiert.

Bereits mit sechs Jahren begann Barradas’ Begeisterung für dieses Instrument in seiner Geburtsstadt Samora Correia, nördlich von Lissabon. Mit acht Jahren erhielt der Portugiese die ersten Auszeichnungen bei nationalen Wettbewerben, später folgte internationale Preise. Der heute 27-jährige Künstler spielte bereits mit Jazzgrößen wie dem Saxofonisten Greg Osby, den Trompetern Philip Harper und Nicholas Payton sowie dem Bassisten Rufus Reid.

Der Klarinettist Magnus Holmander wurde vom Konserthuset Stockholm nominiert. Er kommt aus Schweden und studierte am Royal College of Music in Stockholm bei Hermann Stefansson und Emil Jonasson. Mit der Akkordeonspielerin Irina Seroytuk ist er Gewinner des Young and Promising Competition 2017, der zu einer Europatournee und der Auftragsvergabe eines neuen Werkes des schwedischen Komponisten Andrea Tarrodi führte. Holmander hat ein starkes Interesse an zeitgenössischer Musik. Er hat an Martin Frösts Puppenhaus- und Genesis-Produktionen mitgewirkt und pflegt eine enge Beziehung zu den Komponisten Anders Hillborg und Rolf Martinsson, deren Klarinettenkonzerte er beide gespielt hat.

Die niederländische Geigerin Noa Wildschut wurde vom Concertgebouw Amsterdam und dem Bozar aus Brüssel nominiert. Sie ist erst 18 Jahre alt, gab aber schon 2008 ihr Debüt im Concertgebouw.

Noa Wildschut ist bereits Preisträgerin zahlreicher Auszeichnungen und hat den ersten Preis beim Internationalen Violinwettbewerb Louis Spohr in Weimar (im Alter von 9), den ersten Preis beim Iordens Violinwettbewerb in Den Haag (im Alter von 10) und den Concertgebouw Nachwuchspreis 2013 (im Alter von 11) gewonnen.

Sie begann ihren Violinunterricht im Alter von 4 Jahren bei Coosje Wijzenbeek und ab 2013 studierte sie bei Vera Beths an der Musikhochschule Amsterdam. Derzeit studiert sie bei Antje Weithaas an der Hanns Eisler Musikhochschule in Berlin. Seit 2014 ist Noa Mitglied der Mutter Virtuosi unter der Leitung von Anne-Sophie Mutter, und seit Mai 2015 jüngste offizielle Stipendiatin der Anne-Sophie Mutter Stiftung. Für ihre erste CD erhielt sie im Pizzicato eine sehr gute Rezension.

Pizzicato-Chefredakteur Remy Franck hatte sie 2015 beim Festival Next Generation der Musikakademie Liechtenstein gehört und sich von ihrem Spiel sehr beeindruckt gezeigt.

Pablo Ferrandez

Der spanische Cellist Pablo Ferrandez wurde von L’Auditori Barcelona und dem Palau de la Música Catalana nominiert. Ferrandez war 2016 Young Artist of the Year der International Classical Music Awards (ICMA).

Als Pablo Ferrandez unlängst bei den Bamberger Symphonikern debütierte, kam Dirigent Christoph Eschenbach aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: « Er ist der junge Top-Cellist und hat einfach alles: glänzende Technik, tiefe Musikalität und überwältigendes Charisma. » Auch Anne-Sophie Mutter, die mit dem jungen Spanier Brahms’ Doppelkonzert interpretierte, rühmt seinen großen Ton, das kultivierte Vibrato und die lupenreine Grifftechnik. Der 1991 geborene Madrilene, der an der Escuela Superior de Música Reina Sofía in seiner Heimatstadt und bei Frans Helmerson an der Kronberg Academy studierte, ist Preisträger des Moskauer Tchaikovsky-Wettbewerbs und der Paulo Cello Competition.

Simon Höfele
(c) Jakob Ganslmeier

Der deutsche Trompeter Simon Höfele wurde von der Kölner Philharmonie, dem Konzerthaus Dortmund und der Elbphilharmonie Hamburg nominiert.

Simon Höfele ist einer von diesen Musikern, über die schon zu Beginn ihrer Karriere gerne in Superlativen gesprochen wird: Er gehöre zu „den spannendsten und vielseitigsten seiner Zunft“ heißt es, und sei zudem einer der „erfolgreichsten“. Mit gerade einmal 25 Jahren war er bereits BBC Radio 3 New Generation Artist, ist ‘Junger Wilder’ im Konzerthaus Dortmund, Preisträger des Sonderpreises U21 beim ARD-Musikwettbewerb und Gewinner des Deutschen Musikwettbewerbs 2016. Als ECHO Rising Star tourt er ab dieser Saison mit seinen selbst entwickelten Konzertprogrammen zudem durch ganz Europa.

Dabei sind es verständlicherweise nicht die gewonnenen Wettbewerbe und Stipendien, die zu den außergewöhnlichen Lobeshymnen führen. Immer wieder feiern Kritiker tatsächlich die Details seines Spiels, vor allem die leisen Töne, die Sensibilität, mit der Höfele den Subtext eines Werkes zu erfassen vermag. Eine positive Rezension schrieb auch Uwe Krusch im Pizzicato.

Auf seinem neuesten Album, das im Januar 2020 beim Label Berlin Classics/Edel erscheint, kehrt er zu den Wurzeln seiner musikalischen Karriere zurück und interpretiert die Standardwerke, die ihn seit 18 Jahren in seinem Schaffen begleiten: die großen Trompetenkonzerte von Joseph Haydn, Johann Nepomuk Hummel und Alexander Arutunian. Außerdem auf dem Programm: Aaron Coplands ‘Quiet City’. Begleitet wird Höfele in den Werken von Hummel und Haydn von dem BBC Scottish Symphony Orchestra, bei den anderen Werken vom BBC National Orchestra of Wales, jeweils unter der Leitung von Duncan Ward. Bereits jetzt ist eine zweite CD als Fortsetzung der Reihe in Planung.

Höfele begann im Alter von sieben Jahren mit dem Trompetenspiel. Eine Anekdote erzählt er dazu besonders gerne: « Mein Vater hat bei eBay eine kleine Fanfare gekauft, um sie an die Wand zu hängen. Ich habe reingepustet und wusste: Ich will Trompete spielen!“ Damals war er fünf Jahre alt – doch kurz nachdem er den Wunsch geäußert hatte, fielen ihm die Schneidezähne aus. « Ich musste super lange warten, bis ich endlich Unterricht nehmen konnte“, sagt er. Andere Kinder hätten vielleicht keine zwei Jahre durchgehalten – er hingegen schaffte es. In seiner Familie, in der die Mutter, der Vater und zwei Onkel als Orchester-Holzbläser ihren Unterhalt verdienen, ist Höfele der einzige Blechbläser.

Im Konzert spielt er dennoch nicht allein die majestätischen Trompetenkonzerte, im Gegenteil: Vor allem beschäftigte er sich in seinen letzten Aufnahmen und Konzerten mit zeitgenössischer Musik. « Den Komponisten fragen zu können, wie er etwas meint, ist großartig“, sagt Höfele. « Vielleicht hat mich das von Anfang an so an der Neuen Musik fasziniert.“ Mit großer Begeisterung spielt er Kammermusik in unterschiedlichen und gerne auch experimentellen Besetzungen.

  • Pizzicato

  • Archives