Popov & Schulhoff; Gavriil Popov: Streichquartett in C-Dur, op. 61 (Quartett-Symphonie, 1951).); Erwin Schulhoff: Fünf Stücke für Streichquartett (1923); Quartet Berlin-Tokyo (Tsuyoshi Moriya, Dimitri Pavlov, Violinen, Gregor Hrabar, Viola, Ruiko Matsumoto, Cello; 1 CD QBT Collection 001; Aufnahme 05.2021, Veröffentlichung 12.2021 (71'36) - Rezension von Remy Franck

The Quartet Berlin-Tokyo wurde von dem Komponisten Toshio Hosokawa auf diesen Namen getauft. Gegründet wurde es 2011 von Studenten von zwei Berliner Konservatorien. Die vier haben viele Preise gewonnen und sind einen höchst erfolgreichen Weg gegangen. In diesem Jahr haben sie ihr eigenes Plattenlabel QBT Collection gegründet. Das erste Album enthält neben den Fünf Stücken von Erwin Schulhoff die Weltersteinspielung des Streichquartetts op. 61 des quasi vergessenen sowjetischen Komponisten Gavriil Popov (1904-1972).

Er komponierte sein einziges Streichquartett, ein fast einstündiges Werk, im Jahre 1951. Die QBT-Mitglieder sagen, Popov sei « einer der größten der vergessenen Komponisten ». Er war der erste sowjetische Komponist, der nach der Uraufführung seiner ersten Symphonie (1935) zensiert und verboten wurde. Das Streichquartett wurde fast nie aufgeführt und schließlich vergessen.

Der erste Satz, Allegro eroico e molto risoluto, dauert 24 Minuten und enthält eine leidenschaftlich-dramatische Musik, die mit viel Intensität gespielt wird. Der östliche Fatalismus, die (andauernde) Tragödie des russischen Volkes, sie sind hier musikalisch fassbar. Das kurze Scherzo führt sehr angeregt plaudernd zum Adagio-Satz, der sehr verhalten beginnt, dann aber recht erregt wird, wie aufmüpfig, als kleine Revolte des zum Schweigen gezwungenen Komponisten. Doch die Musik beruhigt sich, der Komponist findet zu sich selbst und beendet den Satz mit zart-poetischer Kantabilität. Dass diese Viertelstunde Musik so rhetorisch wird, liegt daran, dass die QBT-Streicher hier wirklich etwas mitzuteilen zu haben. Das Allegro giococo begint zunächst einmal melancholisch-schmerzlich, doch die Schwermut wird bald abgestreift und die Musik wird rhythmisch und fast direkt lustig, mit einem zirzensischen Schwung,

Erwin Schulhoff komponierte seine Fünf Stücke für Streichquartett im Jahre 1923. Sie sind Darius Milhaud gewidmet und bestehen aus einer Tanzsuite, Alla Valse, Alla Serenata, Alla Czeca, Alla Tango und Alla Tarantella. Ausdrucksmäßig reicht das von Parodie und Ironie übers Groteske bis zu unbändiger Vitalität. Die Musiker vom BTQ schärfen die Aussage, bleiben allerdings in den richtigen Grenzen und bringen sowohl Charme als auch Einfallsreichtum in ihre Interpretation.

The Quartet Berlin-Tokyo got its name from composer Toshio Hosokawa. It was founded in 2011 by students from two Berlin conservatories. The four won many awards and have followed a highly successful path. This year they founded their own record label QBT Collection. The first album includes, in addition to Erwin Schulhoff’s Five Pieces, the world premiere recording of the String Quartet Op. 61 by the quasi-forgotten Soviet composer Gavriil Popov (1904-1972).
He composed his only string quartet, a nearly hour-long work, in 1951, and QBT members say Popov is « one of the greatest of the forgotten composers. » He was the first Soviet composer to be censored and banned after the premiere of his First Symphony (1935). The string quartet was almost never performed and eventually forgotten.
The first movement, Allegro eroico e molto risoluto, lasts 24 minutes and contains passionate, dramatic music played with much intensity. Eastern fatalism, the (continuing) tragedy of the Russian people, they are here musically tangible. The short Scherzo leads very animatedly chattering to the Adagio movement, which begins very restrained, but then becomes quite agitated, as if rebellious, as a small revolt of the composer forced to silence. But the music calms down, the composer finds himself and ends the movement with tender poetic cantabile. That this quarter-hour of music becomes so rhetorical is because the QBT strings really have something to communicate here. The Allegro giococo begins melancholy and painful at first, but the gloom is soon stripped away and the music becomes rhythmic and almost directly fun, with a circus-like sweep,
Erwin Schulhoff composed his Five Pieces for String Quartet in 1923, dedicated to Darius Milhaud and consisting of a dance suite, Alla Valse, Alla Serenata, Alla Czeca, Alla Tango and Alla Tarantella. Expressively, they range from parody and irony to the grotesque and irrepressible vitality. The musicians from BTQ sharpen the message, but stay within the right limits and bring both charm and ingenuity to their interpretation.

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