Giuseppe Verdi: Otello; Stuart Neill (Otello), Jessica Nuccio (Desdemona), Roberto Frontali (Jago), Tamta Tarieli (Emilia), Manuel Pierattelli (Roderigo), Seung Pil Choi (Lodovico), Giacomo Medici (Montano), Franco Di Girolamo (A Herald), Fondazione Orchestra Regionale delle Marche, Coro Lirico Marchigiano Vincenzo Bellini, Pueri Cantores D. Zamberletti, Complesso di palcoscenico Banda Salvadei, Riccardo Frizza; 2 DVDs Dynamic: 37767; Liveaufnahme 07/2016, Veröffentlichung 12/05/2017 (200') – Rezension von Remy Franck

Wenn Jago am Anfang dieser Inszenierung von Verdis ‘Otello’ dem Dirigenten das Zeichen gibt, mit dem Dirigieren anzufangen, setzt der Regisseur Paco Azorin ein Zeichen. Und es steht auch groß auf der Bühne geschrieben: Iago! Iago ist die Hauptfigur dieser Oper, er hält die Fäden in der Hand….Nicht umsonst hatte Verdi daran gedacht, die Oper nicht ‘Otello’, sondern ‘Iago’ zu nennen.

Vom Opernfestival in der Arena der unweit von Ancona im Landesinnern liegenden italienischen Stadt Macerata kommt dieser ‘Otello’. Paco Azorin hat sein großartiges Bühnenbild den riesigen Ausmaßen der Arena angepasst und die Inszenierung mit stummen Rollen angereichert, so z.B. schwarzen Teufelchen, die überall auftauchen, wo Iago sich zeigt. Mit Projektionen bleibt auch das Meer ein ständig präsenter Hintergrund auf der ziemlich dunklen, zur düsteren Handlung passenden Bühne.  Das alles bleibt im Rahmen und wirkt sehr gefällig. Azorin zeigt, dass man eine Oper modern inszenieren kann, ohne Stoff und Musik zu verraten.

Azorins ‘Hauptrolle’ wird von Roberto Frontali gesungen. Sein Credo in ‘Un Dio crudel’ klingt fast wie eine Meditation, sein Intrigieren ist nicht weniger suggestiv. Er singt mit perfekter Diktion, musikalisch zuverlässig und mit einer angenehmen Baritonstimme.

Stuart Neill (Otello) ist ganz der tragische Held, wie sich ihn Verdi vorgestellt haben mag. Die Stimme klingt nicht schlecht, das kernige Timbre passt, und Neill hat auch eine ziemlich sichere Höhe.

Jessica Nuccio ist eine gute Desdemona, die dem fragilen, verletzten Charakter der Figur die richtige Ausdruckskraft gibt, allerdings ohne je auch nur in den Schatten der größten Sängerinnen dieser Rolle zu kommen.

Die Nebenrollen sind korrekt besetzt, und der Chor singt sehr gut.

Riccardo Frizza mischt Drama und Lyrismus in guter Balance und das ‘Orchestra Regionale delle Marche’ setzt sein Dirigat sehr gut um.

Und so haben wir es im Großen und Ganzen mit einer sehr soliden Aufführung von Verdis Oper zu tun, die zeigt, dass man diese Oper auch heute noch zufriedenstellend aufführen kann.

Die Videos unter Karajan und Muti sind wohl immer noch erste Wahl, aber diese ‘Provinz’-Produktion ist im Vergleich mehr als beachtlich.

With a good cast and a spectacular staging, this video from the Macerata Festival offers a good opportunity to see a contemporary production of Verdi’s work.

 

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