Ralf Otto
(c) Bachchor Mainz

Das kann keine Philharmonie der Welt bieten, und wenn ihre Akustik noch so gut ist: in der Trierer Konstantin-Basilika erlebte das Publikum gestern Abend (17/7) in Beethovens ‘Missa Solemnis’ auf bewegende Weise die Verschmelzung von Musik und Raum, von Schöpfung und schöpferischem Geist.
Die Bedingungen war dabei längst nicht ideal, von der halligen Akustik einmal abgesehen, die viele Feinheiten der Aufführung, vor allem im Orchester schluckte, dafür aber spirituell ungemein viel Mehrwert brachte. Ein Leidensfaktor für das Publikum wie vor allem für die Ausführenden war die Hitze. Auch der hohe Kirchenbau mit seinen dicken Mauern war gegen die 34 Grad Außentemperatur nicht gefeit, und das verschaffte den Schweißdrüsen ganz viel Arbeit. Die Deutsche Radiophilharmonie wurde vom Frack befreit und durfte im weißen Hemd spielen, die Herren des Mainzer Bachchors trugen schwarz. Doch all das wurde nebensächlich, weil Dirigent Ralf Otto, die Akustik klug benutzend, Beethovens ‘Missa Solemnis’ in erster Linie zur Chormesse machte – obwohl er das Orchester nicht vernachlässigte und es sehr differenziert musizieren ließ. Er konnte sich dabei voll auf seinen Chor verlassen: Der Mainzer Bachchor sang äußerst engagiert und auf sehr hohem Niveau. Die klare Artikulation und eine große Transparenz ergaben eine lobenswerte Textverständlichkeit. Otto verband eine dramatisch federnde Lesart in idealer Weise mit breiten Atem und erzielte immer wieder ergreifende Momente, weil er Beethovens Kontrastmittel hundertprozentig erfasste und umsetzte. Dadurch fehlte es der Aufführung nicht an Gefühl, und das ‘Von Herzen mög’ es zu Herzen gehen’ ergab, von innen heraus projiziert, eine Intensität, die in Verbindung mit dem Raum zu einem einmaligen, beglückenden und unvergesslichen Konzerterlebnis führte.

Im Solistenquartett dominierte der Tenor Dominik Wortig mit einer klaren, kultivierten und gut fokussierten Stimme. Beeindruckend waren auch der Bass Yorck Felix Speer und die Sopranistin Susanne Bernhard, während die Altistin Marion Eckstein etwas abfiel. Doch insgesamt wurde diese ‘Missa Solemnis’ auf hohem musikalischem Niveau realisiert und bildete so einen erhebenden Auftakt für das 30. Mosel Musikfestival.

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