Reise durch Osteuropa; Milena Wilke: Rhapsodie für Violine solo op. 2; Christoph von Dohnanyi: Violinsonate op. 21; Josef Suk: 4 Stücke für Violine & Klavier op. 17; Serge Prokofiev: 5 Melodien für Violine & Klavier op. 35b; Henri Wieniawski: Fantaisie Brillante op. 20 nach Faust von Gounod; Milena Wilke, Violine, Tatiana Chernichka, Klavier; 1 SACD Ars Produktion 38276; Aufnahme 11/2018, Veröffentlichung 06/09/2019 (71'41) – Rezension von Remy Franck

Die 1996 geborene Geigerin Milena Wilke hatte ich bereits beim Leopold Mozart Violinwettbewerb in Augsburg gehört, wo sie mich mit einigen Stücken auch beeindruckte. Dazu gehörte ihre eigene Rhapsodie für Solovioline, die auf einem eigenen Gedicht basiert. Den etwas unbeholfen formulierten Text liest sie auch zum Auftakt dieser Schallplatte. Glücklicherweise kann sie sich mit Musik besser ausdrücken, denn ihre Rhapsodie ist ein rhetorisches Stück, die das Gespür der jungen Komponistin für instrumentale Farbe und Textur zeigt und auf dieser SACD von ihr sehr leidenschaftlich gespielt wird.

Ernst von Dohnanyis Sonate ist ein ähnlich aufgewühltes Stück, das Milena Wilke und Tatiana Chernika resolut angehen. Das bedeutet aber bei den beiden keinesfalls Verzicht auf ein differenziertes und nuanciertes Musizieren. Wilkes Spiel wird sicher noch an Geschmeidigkeit gewinnen, aber es ist in seiner Ausdruckskraft beeindruckend.

Josef Suks Vier Stücke für Violine und Klavier und Sergei Prokofievs Fünf Melodien gefallen wegen eines gutes Zusammenspiels von Wilke und Chernika mit einem solchen Geben und Nehmen, dass man seine helle Freude daran hat. Die beiden verstehen es zudem hervorragend, mit farblichen und dynamischen Mitteln die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Stücke beider Kompositionen herauszustellen. Besonders die Geigerin hat eine bewundernswerte Farbpalette.

Spontaneität und ein sehr engagiertes Spiel kennzeichnen auch die Interpretation der Faust-Fantasie von Henryk Wieniawski. Stellt man bei anderen jungen Interpreten allzu oft fest, dass sie keine Ahnung haben, wo die Musik herkommt, die sie spielen, also von der Oper, geschweige denn ihrer Handlung nichts wissen, so scheinen Wilke und Chernichka die Hintergründe durchaus zu kennen und ihre Interpretationen daran zu orientieren.

Und so liefert denn Milena Wilke mit dieser Produktion eine ernstzunehmende Visitenkarte ab, weil sie trotz gewisser technischer Grenzen doch mit ihrer souveränen Ausdruckskraft imponiert.

I already heard the young violinist Milena Wilke at the Leopold Mozart Violin Competition in Augsburg, where she impressed me with a few pieces. This included her own Rhapsody for solo violin, which is based on her own poem. She reads the somewhat awkwardly formulated text at the beginning of this recording. Fortunately, the young violinist can express herself better with music, because her Rhapsody is a rhetorical piece that shows her sense for instrumental colours and texture. She plays it very passionately. Ernst von Dohnanyi’s Sonata is a similarly agitated piece that Milena Wilke and Tatiana Chernika play determinedly. But this does not mean that they renounce a differentiated and nuanced music making. Wilke’s playing will certainly gain in suppleness, but it is impressive in its expressiveness. Josef Suk’s Four Pieces for Violin and Piano and Sergei Prokofiev’s Five Melodies are pleasing because of a constructive dialogue of both musicians. The two also have an excellent understanding of using colour and dynamic means to emphasise the different characters of the various pieces of both cycles. The violinist in particular has an admirable palette of colours. Spontaneity and a very committed playing also characterize the interpretation of Henryk Wieniawski’s Faust Fantasy. If other young performers sometimes have no idea about the operatic background of such fantasies, Wilke and Chernichka seem to know the plot and orient their interpretation accordingly. And so Milena Wilke delivers an attractive recording, because, despite certain technical limitations, she impresses with her sovereign expressiveness

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