Deutsche Trauermusik des 17. Jahrhunderts; Heinrich Schütz: Musikalische Exequien; Johann Georg Ebeling: Ein Tag in deinen Vorhöfen; Andreas Gleich: Selig sind die Toten Johannes Kessel: Ich habe Lust abzuscheiden; Sebastian Knüpfer: Erforsche mich, Gott; Johann Rosenmüller: Was ist es doch? Was ist der Menschen Leben?; Johann Hermann Schein: Ich will schweigen; Johann Schelle: Ich weiß, dass mein Erlöser lebet; Voces Suaves, Johannes Strobl; 1 CD Arcana A483; Aufnahme 07/2020, Veröffentlichung 02/2021 (65:56) – Rezension von Uwe Krusch

Etwas mehr als die Hälfte der für diese CD eingesungenen Musik machen die Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz aus. Auch die andere Hälfte widmet sich Trauer- oder Beerdigungsmusik des 17. Jahrhunderts. Allen Werken gemein ist, dass es Musik für größere Trauerfeiern ist. Das informative Beiheft gibt die Einblicke in die Zeit damit an Zuhörende weiter. So waren manche Vorgaben zur Beisetzung, wie gerade im Fall des Heinrich II. Posthumus Reuß, äußerst exakt. So gab er nicht nur die Texte vor, sondern verlangte auch, dass Heinrich Schütz die Musik komponiere. Das mag diesem einiges Kopfzerbrechen bereitet haben, da im ersten der drei Teile die Texte sehr inhomogener Natur waren und sich nicht einer einfachen Vertonung anboten.

Die sieben weiteren Werke, die für gleichartige Anlässe geschrieben wurden, sind jeweils nur etwa fünf Minuten lang und damit deutlich kürzer als die Exequien. Am bekanntesten mag noch Johann Rosenmüller sein, doch lassen sich keine Qualitätsbrüche feststellen. Vielmehr überzeugen auch die anderen Stücke mit ihren tiefgehenden religiösen Hintergründen, etwa gleich das eröffnende ‘Ich will schweigen’ von Johann Hermann Schein, dass einen unmittelbar in eine innehaltende Stimmung versetzt.

Das noch kein Jahrzehnt bestehende Ensemble Voces Suaves aus hier zwei Dutzend solistisch wirkenden Sängern und einer instrumentalen Continuogruppe agiert der Musik entsprechend meist doppelchörig. Ihrem Namen entsprechend pflegen sie einen weichzeichnenden Klang, der auf den Gruppenklang fokussiert und nicht die einzelnen Stimmen herausstechen lässt. Zumeist an der Schola Cantorum ausgebildet und darüber auch zusammen gekommen, haben sie ihren Sitz nach wie vor in Basel. Ihre Darbietungen sind weniger prägnant in der Darstellung der Einzelstimmen und ihrer Hervorhebungen als etwa bei der früheren Einspielung von Schütz Werk durch die La Chapelle Royale mit Herreweghe. Dafür mag man hier mehr Wärme finden, die gerade auch für den trostspenden Augenblick einer Beerdigung durchaus ihre Berechtigung hat. In der Mischung der Stücke, deren Zentrum die Musikalischen Exequien bilden, zeigen sie hier nicht nur einen Blick in die Musik, sondern auch die gesellschaftlichen Sitten der Zeit.

Slightly more than half of the music sung on this CD is made up of Heinrich Schütz’s Musikalische Exequien. The other half is also dedicated to funeral music of the 17th century. The booklet has all the needed information. For example, some of the specifications for the funeral were extremely precise, especially in the case of Heinrich II. Posthumus Reuß. He not only specified the texts, but also demanded that Heinrich Schütz compose the music. This may have caused the latter some headaches, since in the first of the three parts the texts were of a very inhomogeneous nature and did not lend themselves to a simple setting.
The seven other works, written for similar occasions, are each only about five minutes long and thus considerably shorter than the Exequien. Johann Rosenmüller may still be the best known, but there is no discernible break in quality. Rather, the other pieces are also convincing with their profound religious backgrounds, such as the opening Ich will schweigen (I will be silent) by Johann Hermann Schein, which immediately puts one in the right mood.
The ensemble Voces Suaves, which has not yet existed for a decade and here consists of two dozen solo singers and an instrumental continuo group, usually performs in double choir form. In keeping with their name, they cultivate a soft-focus sound that looks on the group sound rather than letting the individual voices stand out.
Mostly trained at the Schola Cantorum and having come together there, they are still based in Basel. Their performances are less concise in the presentation of the individual voices than, for example, in the earlier recording of Schütz’s work by La Chapelle Royale with Herreweghe. On the other hand, one may find here a greater radiance of warmth, which is quite justified especially for the comforting moment of a funeral. In the mixture of pieces of which the Musikalische Exequien form the center, they show here not only a glimpse into the music, but also the social morals of the time.

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