Leonard Bernstein: Serenade für Violine, Streicher, Harfe, Percussion; Hans Gal: Concertino für Violine & Streicher, Joseph Kaminski: Konzert für Violine und Symphonieorchester; Erez Ofer, Violine, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Frank Beermann, Omer Meir Wellber; 1 CD Hänssler Classic HC19020; Aufnahmen 02/2016 + 06-07/2017, Veröffentlichung 23/08/2019 (74'55) – Rezension von Uwe Krusch

Von einem noch romantisch verhafteten Grundton bei Hans Gal über eine die Tonalität überschreitende Anlage bei Joseph Kaminski bis hin zur Serenade von Leonard Bernstein, die auch Elemente von Jazz und Musical aufgreift, reicht der Bogen auf dieser CD. Die jüdische Abstammung ist allen drei Komponisten gemein, wobei Gal und Kaminski zu denen gehören, die wegen der Nationalsozialisten in die Emigration gehen mussten und das rechtzeitig taten. Bernstein, der bereits in den USA geboren wurde, musste diesen Schritt nicht tun.

Alle drei Kompositionen stellen solitäre Werke für die jeweiligen Tonschöpfer dar, die auch mit besonderen formalen Aspekten hervorstechen. Die Solostimme der Violine ist in allen drei Werken sowohl mit lyrisch ausdrucksvollen Passagen als auch virtuos fordernden Abschnitten ausgestattet und bietet jedem Solisten deshalb dankbare Aufgaben.

Erez Ofer, Konzertmeister des ihn begleitenden Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, eine Position, die er vorher auch beim Bayerischen Rundfunk und in Philadelphia innehatte, stellt sich der Aufgabe mit der Nonchalance eines Solisten, der sich der Qualität seines Spiels bewusst ist. Trotzdem gestaltet er alle Werke über den spieltechnischen Ansatz hinaus mit intensivem und ausgehorchtem Hineinknien, so dass die inneren Werte der Kompositionen erlebbar werden.

Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin tritt hier mit zwei Dirigenten auf. Omer Meir Wellber als der wohl international bekanntere von beiden hat die Leitung bei Bernstein übernommen, während Frank Beermann die beiden älteren Werke vom Dirigentenpult aus zusammenführt. In allen Fällen zeigt das Orchester, dass es zu Recht zu den großen Klangkörpern in Berlin und darüber hinaus gerechnet wird.

Mit bestechender rhythmischer Präzision und feiner Detailarbeit bieten sie sozusagen einen gepflegten englischen Rasen, auf dem der Geiger brillieren kann. Vielleicht hätte man sich gerade auch bei Bernstein noch ein wenig mehr Klangreiz mit noch dezidierter überschäumenden Lebensfreude vorstellen können. Denn der seidenweich edle Klang bietet für das Concertino von Hans Gál zwar eine elegante und gelungene Basis, aber in den beiden anderen Stücken hätte er extrovertierter sein können.

Three violin concertos by Jewish composers from the twentieth century show the development from the still romantic form to freer tonality with echoes from jazz and musical. All three works are both lyrical and virtuoso, so that they offer a rewarding task to the soloist. Erez Ofer and his orchestra, of which he is the concertmaster, demonstrate the subtleties of the works with a silky, noble sound. This is very appropriate for Gal’s Concertino, yet in Kaminski’s and Bernstein’s works, a more extrovert playing would not have been harmful.

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