Daniel Barenboim
(c) Peter Adamik

Zu Beginn, Warteschlangen an der Kasse, zum Schluss, wie nicht anders zu erwarten, Standing Ovations für Daniel Barenboim, der gestern als Solist mit dem Philharmonischen Ortchester Luxemburg auftrat. Der Applaus war mehr als gerecht, mehr als verdient, allerdings eher für die außerordentliche musikalische Persönlichkeit Barenboim denn für den Interpreten Barenboim, meint Alain Steffen in seiner Kritik.

Barenboim war der Solist im 5. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven und bot einen insgesamt soliden Beethoven, klassisch in der Ausführung, expressiv und kraftvoll in der Auslotung. Den Kopfsatz meisterte Barenboim mit kräftigem Anschlag, sein Spiel war vorwärtsdrängend, teils majestätisch, teils herausfordernd. Feine Abstufungen suchte man allerdings vergebens, Barenboim beließ es bei einer mitreißenden und spannenden Interpretation.

Wunderschön der langsame Mittelsatz, Barenboim spielte hier mit sehr viel Poesie und Ausdruckskraft, im Gegensatz zum Allegro besaß dieses kurze Adagio sehr viel Finesse und bestach durch seine spielerische Leichtigkeit.

Enttäuschend war aber der Schlusssatz. Sofort nach der Überleitung schien Barenboim aus dem Konzept zu geraten, sein Spiel wirkte plötzlich zerfahren, der Anschlag unnatürlich hart und man hatte permanent den Eindruck, als habe der Pianist den Sinn für die melodische Linie verloren. Glücklicherweise ließen sich Gustavo Gimeno und das OPL nicht aus der Ruhe bringen und begeisterten mit einem ebenso dynamischen, wie farbigen Orchesterspiel. Gimeno interagierte sehr gut mit Barenboim, das Orchester reagierte schnell und wendig, so dass das Publikum trotz des etwas zerfahrenen Schlusssatzes einen kompakten und lebendigen Beethoven erleben konnte. Vom Interpreten Daniel Barenboim hatten wir uns allerdings etwas mehr erwartet als diese am Schluss dann doch recht routinierte Interpretation.

Im ersten Konzertteil standen zwei symphonische Orchesterphantasien von Peter Tschaikowsky auf dem Programm. Obwohl das OPL technisch brillant spielte, machten Gustavo Gimenos Interpretationen z.T. keinen wirklichen Eindruck. ‘Romeo und Julia’ klang zwar sehr frisch, durch seine markanten Akzente und angezogenen Tempi und den Verzicht auf jede Emotionalität konnte dieses Aufführung am Ende dann doch nicht wirklich begeistern. Auf diese ‘Romeo und Julia’-Interpretation für Diabetiker folgte ‘Der Sturm’. Diese Tondichtung lag Gimeno deutlich besser, konnte er die doch die Stimmungen und Farben weitaus besser in Szene setzen. Das OPL spielte ausgezeichnet.

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