Jan Ladislav Dussek: Messe Solennelle; Stefanie True, Sopran, Helen Charlston, Mezzosopran, Gwilym Bowen, Tenor, Morgan Pearse, Bassbariton, Academy of Ancient Music, Chor des AAM, Richard Egarr; 1 CD AAM AAM011; Aufnahme 10/2019, Veröffentlichung 10/2020 (60'14) – Rezension von Uwe Krusch

Die Academy of Ancient Music widmet ihre Aufmerksamkeit immer wieder unbekannten Werken oder gar Komponisten. Die jüngste Entdeckung hat sie zu dem in seiner Zeit als Virtuosen des Klaviers gefeierten Jan Ladislav Dussek geführt. Nach unzähligen Klavierkompositionen, mit denen heute noch Klavierschüler ihre liebe Not haben, hat er gegen Ende seines Lebens eine Messe Solennelle komponiert. In einer hochwertig aufgemachten Kassette wird die CD mit umfangreichen Informationen zur Einspielung, aber auch zur Geschichte des Werkes ausgeliefert, die den positiven Gesamteindruck komplettieren.

Im Grunde war Dussek seiner Zeit voraus. Als Zeitgenosse von Mozart hat seine Musik schon deutlich romantische Züge, die andere noch nicht aufnahmen. Richard Egarr schreibt in seinem Vorwort auch, dass wir dem als `Le beau visage´ eingeführten Dussek zu verdanken haben, dass das Klavier mit der Tastatur senkrecht zum Auditorium aufgestellt wird, anders als zuvor das Cembalo mit der Tastatur zum Publikum, weil der Cembalist das Orchester auch leitete. Doch dann hätte das Publikum den schönen Mann nicht betrachten können.

Das Werk selber beginnt sehr verhalten und in den ersten Minuten eher unauffällig, fast langweilig. Doch dann entwickelt sich eine hörenswerte Musik, die nicht nur Blechbläser hören lässt, sondern auch den anderen Orchestermitgliedern dankbare Aufgaben zuweist. Die Musik zeigt schnell große Tiefe ebenso wie feudal anmutende Pracht. Die Academy of Ancient Music, kurz AAM unter der Leitung von Richard Egarr lässt die Musik ebenso glänzen wie sie die innehaltenden Augenblicke intensiv auskostet.

Doch bei allen diesen Lobpreisungen der Instrumentalisten sollten die Gesangsstimmen nicht vergessen werden, tragen sie doch erheblich zum Gelingen bei. Der Chor des AAM ist ebenso engagiert und eingesungen, wie das Orchester leidenschaftlich und eingespielt ist. Homogen, leicht und flexibel gestaltet er die Chorpartien. Doch auch das Solistenquartett ist aller Ehren wert und erfüllt die Musik mit Glanz und Charme. Sie fügen sich ebenso in die Aufführung ein wie sie ihren Solopartien ihre Gestaltung mitgeben.

Damit ist der AAM einmal mehr eine Entdeckung gelungen, die nicht nur ein Werk, sondern einen Komponisten ins Bewusstsein rücken kann. Schließlich handelt es sich mit Sicherheit um die Uraufführung in heutiger Zeit, möglicherweise sogar um die Uraufführung überhaupt, da das für den Hof Esterhazy komponierte Werk in eine schwierige Zeit fiel, als der Hof sparen musste und das Orchester reduzierte. Aber nichts ist mit Sicherheit überliefert, nur das Werk.

The Academy of Ancient Music, shortly AAM, always pays attention to unknown works or even composers. Its most recent discovery has led it to Jan Ladislav Dussek, celebrated in his time as a piano virtuoso. After countless piano compositions, with which piano students still have their dear need today, he composed a Mass towards the end of his life. The CD comes in a luxurious cassette with extensive information about the recording, but also about the history of the work, which completes the positive overall impression.
Basically Dussek was ahead of his time. As a contemporary of Mozart, his music already has clearly romantic traits.
The work’s beginning is very cautious, rather inconspicuous, almost boring. But then a music worth listening to develops, which assigns grateful tasks not only to the brass, but also to the other orchestra members. The music shows great depth as well as real splendour. The AAM under the direction of Richard Egarr makes the music shine as much as it makes the more quiet moments intense.
But despite all these praises of the instrumentalists, the vocal parts should not be forgotten, as they make a considerable contribution to the success. The choir of the AAM is just as committed as the orchestra. It performs the choral parts in a homogeneous, light and flexible way. But the quartet of soloists is also worthy of respect and fills the music with brilliance and charm. They fit into the performance just as well as they give their solo parts their own and personal interpretation.
The AAM has thus once again made a discovery that can bring not only a work but also a composer to the fore. After all, it is certainly the first performance in modern times, possibly even the first performance ever, since the work composed for the Esterhazy court fell at a difficult time when the court had to economise and reduced the orchestra. But nothing has been handed down with certainty except the work.

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