Hector Berlioz: Lélio op. 14b; Herbert Lippert, Geert Smits, Joachim Bissmeier, Wiener Singakademie, ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Michael Gielen; 1 CD Orfeo C210071; Liveaufnahme 12/2000, Veröffentlichung 09/04/2021 (55'30) – Rezension von Remy Franck

Dieser Livemitschnitt vom 17.12.2000 aus dem Wiener Konzerthaus präsentiert das Berlioz-Monodrama ‘Lélio ou Le Retour à la vie’ in einer Mischfassung, mit den gesprochenen Texten in Deutsch, dem Gesang aber in Französisch. Das grenzt, international gesehen, den Kreis der Interessenten ein.

Wenn für die Symphonie Fantastique (1830) Berlioz’ Liebe zu Harriett Smithson als Inspiration diente, war es bei Lélio (1831) seine Verlobte Camille Marie Moke, die den Komponisten freilich für einen anderen Mann verließ (worauf er schließlich doch Harriett heirate, allerdings hielt die Ehe nicht sehr lange).

Lélio, das Alter Ego von Berlioz, ist ein Erzähler, und diese Rolle übernimmt hier der inspirierte Joachim Bissmeier, dessen stimmungsvolle, emphatische Rezitation sich wunderbar mit der Musik vereint. Leider kann ich den Sängern solches Lob nicht zollen. Weder der stimmlich begrenzte Tenor Herbert Lippert noch der Bariton Geert Smits können in ihren Rollen überzeugen.

Auf vokaler Seite bringt die Wiener Singakademie glücklicherweise einen Pluspunkt für diesen Mitschnitt, und auch das ORF Radio-Symphonieorchester trägt mit markantem Klang viel zu dem überwiegend positiven Eindruck bei, der aber letztlich vor allem Michael Gielen zu verdanken ist, der mit seinem zupackenden und immer spannungsvollen Dirigat überzeugt.

Nun ist es ja so, dass in den letzten Jahrzehnten keine wirklich befriedigenden Aufnahmen von Lélio auf den Markt kamen (Muti/Chicago; Jordan/Wien), und man muss schon zurückgehen bis zu Colin Davis oder Jean Martinon, um wirkliche gute Einspielungen zu finden.

This live recording made in 2000 at Vienna’s Konzerthaus presents the Berlioz monodrama ‘Lélio ou Le Retour à la vie’ in a mixed version, with the spoken texts in German, but the singing in French. This narrows down the circle of interested parties, internationally speaking.
If Berlioz’s love for Harriett Smithson served as inspiration for the Symphonie Fantastique (1830), for Lélio (1831) it was his fiancée Camille Marie Moke, who admittedly left the composer for another man (after which he finally married Harriett, though the marriage did not last very long).
Lélio, Berlioz’s alter ego, is a narrator, and that role is taken here by the inspired Joachim Bissmeier, whose evocative, emphatic recitation blends beautifully with the music. Unfortunately, I cannot give such praise to the singers. Neither the vocally limited tenor Herbert Lippert nor the baritone Geert Smits can convince in their roles.
On the vocal side, the Vienna Singakademie fortunately adds a plus point to this recording, and the ORF Radio Symphony Orchestra, with its distinctive sound, also contributes a great deal to the predominantly positive impression, which, however, is ultimately due to Michael Gielen and his gripping and always tense conducting.
It is true that in the last decades no really satisfying recordings of Lélio came on the market (Muti/Chicago; Jordan/Vienna), and one has to go back to Colin Davis or Jean Martinon to find really good recordings.

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