Anton Bruckner: Symphonie Nr. 3 (Erstfassung 1873); Altomonte Orchester St. Florian, Rémy Ballot; 1 CD Gramola 99044; 8/13 (89’06) – Rezension von Alain Steffen

Glaubt man dem Booklet, so hatte das hier spielende ‘Altomonte Orchester St. Florian’, das für dieses Konzert um viele Musiker aus zwölf verschiedenen Ländern erweitert wurde, nur ganze vier Proben, um die Erstfassung der 3. Bruckner-Symphonie aus dem Jahre 1873 einzustudieren und aufzuführen. Und das unter einem Dirigenten, der kaum bekannt ist, aber in allen Hinsichten als Bruckner-Dirigent aufhorchen lässt. Man muss Rémy Ballot schon pädagogisches und musikalisches Können zugestehen, wenn er ein gewaltiges Werk wie diese Symphonie mit nur wenigen Proben zu einem solchen Resultat zu führen vermag. Denn das Resultat ist atemberaubend, vorausgesetzt man erwartet sich keine Klangkultur wie die der Wiener Philharmoniker und man ist (wieder) offen für eine eher traditionelle Leseart.

Allein der Ort dieses Live-Mitschnitts, die Stiftsbasilika St. Florian, verbietet es durch ihre Akustik, eine moderne Interpretation mit schnellen Tempi auch nur ansatzweise in Betracht zu nehmen. So muss sich der Hörer hier auf einen 89 Minuten langsamen und sehr expressiven Bruckner einstellen und, vor allem, freuen. Ballot schafft es nämlich mühelos, sein ‘Altomonte Orchester St. Florian’ zu Hochform auflaufen zu lassen und dabei aber den Musikern gerade durch die langsamen Tempi wirklich alles abzuverlangen. Und man muss größten Respekt vor dieser Leistung haben, die uns Hörern nicht nur ein hochinteressantes Brucknerdokument und einen spannenden Konzertmitschnitt beschert, sondern uns vor allem durch eine wunderschöne, tief empfundene und ergreifende sowie glänzend gespielte und dirigierte Interpretation mehr als beeindruckt. Bravo!

Recorded at St. Florian, this traditionally conceived performance of Bruckner’s Third symphony in its original version is highly expressive and deeply moving.

 

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