F. Schubert: Klaviersonate No. 21 B-Dur D. 960; 'Moments musicaux' D. 780; Ungarische Melodie D. 817; Edward Rosser, Klavier; 1 CD Connoisseur Society CD 4275; 2011 (78'12) – Rezension von Guy Wagner

Um es gleich zu sagen: Die hier vorliegende Interpretation der letzten Sonate von Franz Schubert ist sicher nicht nach jedermanns Geschmack, aber wenn man es schafft, in die Gestaltungswelt des amerikanischen Pianisten Edward Rosser hineinzukommen, so kann man sehr wohl von der durchdachten Eigenwilligkeit dieser Interpretation angetan sein.

Rosser schreitet langsam, behutsam in die Welt des großen Wanderers hinein. Sein Spiel ist klangschön und nuanciert, er phrasiert prächtig und lässt sein Instrument singen. So wird das ‘Molto moderato’ ein ruhiger, besinnlicher Gang hin zum Höhepunkt, während das einzigartige ‘Andante sostenuto’ tatsächlich so ‘sostenuto’ ist, dass Rosser dafür 12’51 (!) braucht: Ich kenne keinen Pianisten, der es langsamer spielt. Das könnte den Satz sehr wohl zum Auseinanderbrechen bringen, aber dank der vielfältigen Nuancierung des Spiels ist dies nicht der Fall.

Weniger überzeugt mich das ‘Scherzo’, auch wenn es prächtig gespielt ist. Hingegen ist das ‘Finale’ von starker Konzentration und Expressivität. Ebenso durchdacht sind die ‘Moments Musicaux’, aber das Nachdenken darüber ist das eines Querdenkers, so dass seine Interpretation zweifellos auch auf Widerstand oder Ablehnung stoßen kann. Am Frappierendsten: das finale ‘Allegretto’, für das der Pianist fast zehn Minuten braucht. Es ist jedoch ausgezeichnet gespielt, genau wie die ‘Ungarische Melodie’ D. 817, mit der die  ungewöhnliche CD abschließt. Nur das Paprikafeuer fehlt hier.

This is kind of a very special and unconventional performance and not everybody will like Edward Rosser’s slow tempi. However there are much beautiful phrasing and many striking nuances in his playing.

Les interprétations d’Edward Rosser ne seront pas du goût de tout un chacun. Ses tempos sont très lents, et il faut déjà s’y habituer pour goûter aux nuances et à l’expressivité de ce jeu bien particulier.

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