Hans Thomalla: Dark Spring; Shachar Lavi, Anna Hybiner, Christopher Diffey, Magid El-Bushra, Nationaltheater-Orchester Mannheim, Alan Pierson; 2 CDs OehmsClassics OC 994; Aufnahme 09.2020, Veröffentlichung 26.11.2021 (86') - Rezension von Remy Franck

Der deutsch-amerikanische Komponist Hans Thomalla (geb. 1975) und der Dichter Joshua Clover haben mit Dark Spring eine Song-Oper geschrieben, also ein Produkt einer etwas speziellen Gattung, die die amerikanische Populärliedtradition mit Elementen zeitgenössischer Oper verbindet.

Das Werk geht von Frank Wedekinds 1891 erschienenem Drama Frühlings Erwachen aus und stellt die Figuren in den heutigen Kontext. Im Mittelpunkt des Werks stehen vier Personen aus Wedekinds Stück, die gegenüber dem Original insofern verändert sind, als weniger die sexuelle Neugier und Entwicklung betrachtet werden als vielmehr der Erfolgsdruck, dem sie die heutige Gesellschaft aussetzt. Sie werden daran zu sehr verwirrten, sogar direkt labilen Persönlichkeiten, denen der Bezug zur Wirklichkeit immer mehr abhandenkommt.

Thomalla kleidet das in eine meistens drängende, sehr farbige, gemäßigt moderne Musik für Sänger und Instrumentalensemble, die anfangs interessant wirkt, dann aber für mein Empfinden auf Dauer etwas ermüdet. Diese Einschränkung soll uns nicht daran hindern, die Qualität der Interpreten hervorzustreichen, insbesondere der Sänger, die den ausdrucksmäßig und technisch gestellten Anforderungen gerecht werden.

With their song-opera Dark Spring, German-American composer Hans Thomalla (b. 1975) and poet Joshua Clover have created a product of a somewhat special genre that combines the American popular song tradition with elements of contemporary opera.
The work takes as its point of departure Frank Wedekind’s 1891 drama Spring Awakening and places the characters in a today’s context. The work centers on four characters from Wedekind’s play, yet focuses less on their sexual curiosity and development as on the pressure to succeed that contemporary society puts on them. As a result, they become much disoriented, even unstable personalities who increasingly lose touch with reality.
Thomalla composed a mostly urgent, very colorful, moderately modern music for singers and instrumental ensemble, which at first seems interesting, but then for my sensation tires a bit in the long run. This limitation should not prevent us from praising the quality of the performers, especially the singers, who meet the expressive and technical requirements.

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