Franz Schubert: Symphonie Nr. 9 C-Dur (Die Große); KlangVerwaltung, Enoch zu Guttenberg; 1 SACD Hybrid Farao S108097; Aufnahme 11/2015, Veröffentlichung 05/2018 (D), 15/06/2018 (F, GB, USA) - (47'10) – Rezensionen von Remy Franck & Guy Engels

Der engagierte Windrad-Gegner Enoch zu Guttenberg lässt mit seinem Orchester ‘KlangVerwaltung’ einen ganz schön scharfen Wind durch Schuberts Große C-Dur-Symphonie blasen. (Remy Franck): Der erste Satz beginnt mit dem Hornthema und der ausgedehnten Einleitung noch recht beschaulich, aber ab dem Allegro geht’s dann ganz schön rhythmisch-euphorisch zu, und der Wind zerzaust das Notenmaterial so, dass das Ohr den Eindruck hat, mehr zu hören als normalerweise. Die ‘KlangVerwaltung’ sprudelt nur so von Begeisterung und Energie.

Im Zweiten Satz wird die Innenspannung mit einer entschlossenen dramaturgischen Gliederung und entsprechend deutlichen Kontrasten zu einem richtigen Erlebnis, das durchaus Schuberts zerrissener Persönlichkeit gerecht wird.

Nach einem lebendigen und quirligen Scherzo hebt das Finale mit viel Frische ab. Schon die beiden einleitenden Fanfaren erinnern an Pferde, die mit ruckartiger Kopfbewegung ihre Mähne zurückwerfen, mit den Augen blitzen und dann losstürmen. Große Symphonik, intensiv und voll ausgespielt, wunderbar kontrastreich und rhythmisch pointiert, vor allem aber spannungsvoll!

Bei vielen Dirigenten dauert die Große C-Dur-Symphonie über eine Stunde. Felix Mendelssohn benötigte bei der Uraufführung ca. 55 Minuten, wie nach der posthum erfolgten Uraufführung in der ‘Allgemeinen Musikalischen Zeitung’ vom 27. März 1839 berichtet wurde. Guttenberg spielt das Werk in 47 Minuten, ist mithin noch etwas langsamer als Toscanini und einige andere. Aber sein Musizieren wirkt nie zu schnell, weil alles logisch gegliedert ist und der Klang in seiner ganzen Intensität und Schönheit offengelegt wird, woran auch die Aufnahmeleiter Andreas Caemmerer und Felix Gargerle viel Verdienst haben. Die Surround-Aufnahme erreicht ein Maximum an Wärme, Durchsichtigkeit und Dynamik.

(Guy Engels): Noch nie ist mir ein unpassenderer Name für ein Orchester untergekommen, wie bei dieser Aufnahme. ‘KlangVerwaltung’ klingt nach monotoner, routinierter Beamtenstube. Dieses Orchester ist jedoch genau das Gegenteil. Es lebt die Musik bis in die Bogenspitzen und ist alles andere als ein Schubert-Verwalter. Einen solchen braucht die Diskographie nicht, auch nicht für Schuberts Große C-Dur-Symphonie.

Wir erleben hier groß angelegte Kammermusik, eine Partitur, die bis in ihre kleinsten Partikel destilliert wird. Enoch zu Guttenberg, Chef der ‘KlangVerwaltung’, verzichtet auf die große romantische Geste, auf Gefühlsduselei.

Seine drängenden Tempi, zu denen er konsequent steht, sind ein wesentlich packenderes Spiegelbild einer unsteten, bebenden romantischen Seele. Auch das frohgemute C-Dur verbirgt nicht die kleine Träne, die bei Schubert hinter jeder Freude, jeder Ausgelassenheit steckt. Guttenberg und sein Ensemble, das solistisch hervorragend besetzt ist und daher so stichhaltig transparent musiziert, lassen sich nicht von der strahlenden Grundtonart blenden. Hier gibt es keinen Triumphalismus, weder im Finale des ersten Satzes noch am Schluss der Symphonie. Und am Ende bleibt es dennoch große Romantik.

Here we have a glowing performance of Schubert Great Symphony D 944 with much gripping vitality and spontaneity. The generous recorded sound is well balanced and very transparent.

 

  • Pizzicato

  • Archives