Franz Schubert: Symphonien Nr. 3 D-Dur D. 200, Nr 4 c-Moll D. 417 und Nr. 5 B-Dur D. 485; Schwedisches Kammerorchester, Thomas Dausgaard; 1 SACD BIS 1786; 2013 (80'58) - Rezension von Guy Wagner

Nach der 8. und 9. und vor kurzem der 6. Symphonie, nun die Symphonien 3, 4 und 5 von Franz Schubert: Thomas Dausgaard geht also dessen symphonisches Schaffen rückwärts an. Bleiben also die beiden ersten… und hoffentlich nimmt er mit dem hervorragenden Schwedischen Kammerorchester auch die verkannte Symphonie in E-Dur D. 729 auf, die eigentliche Siebte… und sei es nur, um verschiedenen besserwisserischen ‘-logen’ deutlich zu machen, wieviel schöne Musik sie durch deren Wegradierung zerstören, und das nur aus Rechthaberei.

Nun aber zu den drei Symphonien, die sozusagen Werke des Übergangs sind: Schubert schuf sie in den Jahren 1915 und 1816, demnach mit 18-19 Jahren. Das machen Dausgaard und die Schweden deutlich. Sie setzen auf das Frische, noch nicht Geglättete, auf das Impulsive und das Emotionale. Sie setzen auf Kontraste, und das bekommt den Kompositionen bestens.

Schon wie diese Musiker den Anfangsakkord der D-Dur-Symphonie ‘hinknallen’, lässt aufhorchen, und so schafft Dausgaard permanent Spannungen, die zur überzeugenden Spiegelung des Seelenzustands Schuberts werden. Hier wird ein frisches, ungeschminktes Bild des Komponisten entworfen, das nun aber auch rein gar nichts mehr mit dem gewohnten ‘Schwammerl’-Porträt dieses überaus empfindsamen Menschen zu tun hat. Seine Empfindsamkeit kommt hervorragend zur Geltung, ähnlich wie in der Interpretation des Freiburger Barockorchesters. Die BIS-Edition hat allerdings den Vorteil, dass sie nicht nur die Symphonien 3 und 4, sondern auch noch die 5. – wunderbar elegisch, pastoral, nuancenreich – auf der prall gefüllten CD mit über 80 Minuten Spieldauer anbietet. Dabei klingt die Aufnahme nie gepresst oder verzerrt, sondern dank der überragenden Surround-Technik wunderbar durchsichtig, was wiederum deutlich macht, wie hervorragend die schwedischen Musiker sind: jeder ein Solist, aber alle fügen sich prächtig zu einem Ganzen zusammen. Dafür sorgt der Dirigent, so wie er ständig auch für Innenspannung und äußere Expressivität sorgt.

Sollte der Abschluss seiner Produktion so reich, reif und dynamisch werden wie die bisherigen Einspielungen, so könnten wir von einer Schubert-Integrale für unsere Zeit sprechen.

After Dausgaard’s successful recordings of Schubert’s last symphonies, this CD brings numbers 3, 4 and 5 in refreshing performances which, beyond this freshness, also show the composer’s sensitivity. Everything is indicating now that this will be the Complete Schubert Symphonies for our time.

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