Anton Bruckner: Symphonie Nr. 7; London Philharmonic Orchestra, Stanislaw Skrowaczewski; 1 CD LPO 0071; 10/12 (68’56) – Rezension von Alain Steffen

Stanislaw Skrowaczewski gehört noch zu jenen Dirigenten, die die Bruckner-Linie eines Jochum, Celibidache und Wand weiterführen. Neben Bernard Haitink dürfte Skrowaczewski somit der letzte lebende Dirigent einer Tradition sein, welche musikalische Tiefe und religiös-philosophisches Empfinden mit einer klangintensiven und episch breiten Interpretation zu verschmelzen versucht. Skrowaczewskis 2012 mitgeschnittene 7. Symphonie lässt noch einmal diesen langsam aussterbenden Musizierstil in all seiner Pracht aufleben.

Der Dirigent, der im Moment der Aufnahme 89 Jahre alt war, scheint die Musik außerhalb von  Raum und Zeit transportieren zu wollen. Die Tempi scheinen endlos, doch beim direkten Vergleich ist Skrowaczewski tatsächlich nicht langsamer als die meisten Dirigenten. Nur scheint er irgendwie das Geheimnis zu besitzen, den Zeit-Raumfaktor einfach auszuschalten. Das ‘London Philharmonic Orchestra’ spielt quasi auf Knien, um Skrowazewskis Visionen in Musik umzusetzen. Mit Worten kommt man dieser einmaligen Aufführung daher auch nicht bei, denn das, was Skrowaczewski hier mit Bruckners Musik ausdrückt, ist wirklich nicht in Worte zu fassen. Darum lassen Sie sich auf diese Aufnahme ein und erleben Sie einen einmaligen Konzertmitschnitt, der Sie durch seine Schönheit und Tiefe ganz sicher in eine andere Welt führen wird. Es gibt nicht so viele CDs, die einen Menschen verändern können. Diese kann es.

This live recording of Anton Bruckner’s Seventh Symphony by Stanislav Skrowaczewski has an incredible depth and takes the listener to a journey outside of space and time.

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