Frédéric Chopin: 24 Préludes op. 28; Johannes Brahms: Intermezzo op. 117; Robert Schumann: Geistervariationen; Eric Lu, Klavier; 1 CD Warner 0190295292348; Aufnahme 08/2019, Veröffentlichung 28/02/2020 (63’28) - Rezension von Alain Steffen

Der Gewinner der Leeds International Piano Competition präsentiert sich mit einem Chopin-Brahms-Schumann-Programm. Der Hörer erlebt einen spieltechnisch äußerst begabten Pianisten, der zwar den Willen zum Gestalten besitzt, aber in dieser Hinsicht noch wachsen muss. Denn jetzt besteht die Gefahr, und davon zeugt diese CD, dass die Interpretationen zwar korrekt sind, wenn auch wenig Neues, Interessantes oder gar Gewagtes bringen. Lus 24 Préludes op. 28 von Chopin sind ein Musterbeispiel an spielerischer Ausgewogenheit, bleiben aber interpretatorisch im bester Mainstream-Manier hinter den Erwartungen zurück. Auch über Brahms Intermezzo op. 117 gibt es wenig zu sagen, das Stück gelingt Lu ebenso wie Chopins Préludes recht gut, hinterlässt aber keinen nachhaltigen Eindruck.

Sehr schön und intensiv, poetisch und authentisch gelingen Lu Robert Schumanns Geistervariationen, in deren Klang- und Ausdruckswelt sich der amerikanisch-chinesische Pianist viel besser, freier und gestalterischer bewegen kann. Daher ist Lu dennoch ein Pianist, den man im Auge behalten soll.

The winner of the Leeds International Piano Competition presents himself with a Chopin-Brahms-Schumann programme. The listener experiences a technically extremely talented pianist, who, in terms of interpretation, still has to grow. For now there is a danger, and this CD is proof of this, that the interpretations may be accurate, but bring little that is new, interesting or even audacious. Lus 24 Préludes op. 28 by Chopin are a prime example of playful balance, but in terms of interpretation they fall short of expectations. There is also little to say about Brahms’ Intermezzo op. 117. Like in Chopin’s Préludes, Lu succeeds quite well, but does not leave a lasting impression. Schumann’s Ghost Variations are very beautiful and intense, poetic and authentic, and the American-Chinese pianist’s playing is more free and creative. Therefore Lu is nevertheless a pianist who should be kept in mind.

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