Adolphe Samuel: Symphonie no 6; Joseph Jongen: Trois mouvements symphoniques; Royal Flemish Philharmonic, Martyn Brabbins; 1 CD RFP 006; 3/12 (57'59) – Rezension von Remy Franck

Ist das eine bisher unbekannte Tondichtung von Franz Liszt? Diese Frage wirft der erste Satz der Sechsten Symphonie von Adolphe Samuel sofort auf und schürt das Interesse an der Musik dieses von der Schallplatte verstoßenen belgischen Komponisten.

Adolphe-Abraham Samuel (* 11. Juli 1824 in Lüttich; † 14. September 1898 in Gent) gewann 1845 mit der Kantate ‘La Vendetta’ den belgischen ‘Prix de Rome’. Auf der damit verbundenen Studienreise suchte er Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Giacomo Meyerbeer in Berlin und Ferdinand Hiller in Dresden auf. Ab 1853 verband Samuel, der bis dahin vor allem Opern komponiert hatte, eine Freundschaft mit Hector Berlioz. 1860 wurde er Professor für Harmonielehre am Brüsseler Konservatorium, 1871 Direktor des Konservatoriums von Gent. Seine letzten beiden Symphonien gelten als seine bedeutendsten Werke.

Die Sechste, die als dritte Fassung der Zweiten Sinfonie über einen Zeitraum von 45 Jahren entstand, ist eine Programmsymphonie und will die Menschheitsgeschichte darstellen. Ihre vier Sätze sind mit folgenden Titeln überschrieben: ‘Genesis’, ‘Eden’, ‘Kain’ und ‘Lux luceat’.

Der erste Satz ist sehr bildhaft und prächtig orchestriert. Der Eden-Satz ist ein stimmungsvolles Andante und ‘Kain’ zeigt mit einer schlagkräftigen Musik das ewig Kämpferische und Kriegerische der Menschheit. Der letzte Satz ist sehr positiv und jubilierend.

Die vom ‘Royal Flemish Philharmionic’ unter Martyn Brabbins engagiert und kraftvoll gespielte Symphonie hinterlässt einen bleibenden Eindruck, und die Veröffentlichung ist äußerst begrüßenswert.

Nicht weniger angetan bin ich von Joseph Jongens neo-impressionistischer Komposition ‘Trois mouvements symphoniques pour orchestre’ op. 137, dem letzten Werk dieses belgischen Komponisten, das 1951 entstand. Die Komposition ist raffiniert in ihrer Tonsprache, und die einzelnen Sätze, ‘Nocturne’, ‘Danses’ und ‘Toccata’, sind pure Tonmalerei. Auch dieses Stück wird vom RFP brillant aufgeführt.

This CD comprises the first ever recording of a work by the Belgian composer Adolphe Samuel. It is his 6th Symphony, depicting in four movements the mankind’s history. The music is inventive and brilliantly orchestrated. Joseph Jongen’s ‘Three symphonic movements’ show a very refined neo-impressionistic music. Both pieces are brilliantly played by the Royal Flemish Philharmonic, conducted by Principal Guest Conductor Martyn Brabbins.

Quel bonheur que de découvrir la 6e symphonie du compositeur belge Adolphe Samuel, une symphonie à programme racontant l’histoire de l’humanité en quatre mouvements très caractéristiques. Les ‘Trois mouvements symphoniques’ de Joseph Jongen ne sont pas moins bienvenus. Les deux œuvres sont présentées dans d’excellentes interprétations du ‘Royal Flemish Philharmonic’ sous la baguette de Martyn Brabbins.

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