Robert Schumann: Szenen aus Goethes Faust; Roman Trekel, Elsa Dreisig, Rene Pape, André Jung, Meika Droste, Sven-Eric Bechtolf, Katharina Kammerloher, Berliner Staatsopernchor, Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim; Regie: Jürgen Flimm; 1 Blu-ray Arthaus Musik 109419; Stereo & Surround; Bild 16:9, Live 2017, Veröffentlichung 12/2019 148') - Rezension von Remy Franck

Robert Schumann arbeitete lange Jahre an seinen Szenen aus Goethes Faust. Er gab sich sehr viel Mühe, um ausgewählte Szenen zu einem Oratorium zusammenzusetzen, das er sich nie in Szene gesetzt vorstellte.

Und dann kam Jürgen Flimm auf die Idee, die Musik zu inszenieren, aber nicht nur das, er fügte gesprochene Textteile aus Goethes Werk hinzu, verband also Drama und Musik zu einem Ganzen. Obwohl man dem trotz einiger abstruser Elemente (etwa die Abladung von Abfall auf den Leichnam von Margarethe) einen gewissen visuellen Reiz nicht absprechen kann und sowohl gute schauspielerische als auch sängerische Leistungen festgestellt werden müssen, stellen sich grundlegende Fragen. Ist diese Idee von Flimm nicht ein Schlag ins Gesicht von Schumann, eine Frechheit dem Komponisten gegenüber, als wolle er ihm sagen, sein Werk sei unausgegoren und es bedürfe einer Nachbesserung? Aber kann er das Schauspiel und die Musik überhaupt zusammenfügen? Funktioniert es, dass es hier Schauspieler, dort Sänger gibt, die teils zusammen, teils separat agieren? Die erste Frage beantworte ich mit ja. Schumann wird mit dieser Inszenierung für unmündig erklärt. Die zweite beantworte ich mit nein: Nein, Flimm es ist nicht geglückt, Schauspiel und Musik zu vereinen. Er hat über das Ganze einen Mantel des Zynismus gezogen, den Schumann sicher nicht im Sinn hatte. Er hat vieles inszeniert, was sich nicht inszenieren lässt und es dann mit billigem Bühnengeschehen herausgeputzt. Er hat letztlich durch die gespielten Szenen die gesungenen entwertet. Er hat Schumann verfälscht.

Robert Schumann worked for many years on his scenes from Goethe’s Faust. He put a great deal of effort into putting together selected scenes into an oratorio that he never imagined being staged.
And then Jürgen Flimm came up with the idea of staging the music, but not only that, he added spoken text from Goethe’s work to it, thus combining drama and music. Although, despite some abstruse elements (such as the dumping of rubbish on Margarethe’s corpse), a certain visual appeal cannot be denied and the high level of both the actors and the singers must be noted. Yet fundamental questions arise. Isn’t this idea of Flimm a slap in the face of Schumann, an insolence towards the composer, as if he wanted to tell him that his work is half-baked and in need of improvement? But can he even combine the play and the music? Does it work that actors and singers act partly together and partly separately? The first answer is yes. Schumann is declared ineffective with this production. The second answer is no: No, Flimm has not succeeded in combining drama and music. In the end, he devalued the sung scenes through the staged ones. In a way, he has falsified Schumann.

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