Johann Friedrich Reichardt: Die Geisterinsel (Singspiel in 3 Akten); Ulrike Staude, Romelia Lichtenstein, Markus Schäfer, Ekkehard Abele, Barbara Hannigan, Tom Sol, Jörg Hempel, Rheinische Kantorei, Das Kleine Konzert, Hermann Max; 2 CDs cpo 777548-2; Aufnahme 09/2002, Veröffentlichung 11/2017 (153') – Rezension von Remy Franck

Johann Friedrich Wilhelm Gotters Libretto ‘Die Geisterinsel’ (frei nach Shakespeares ‘The Tempest’) wurde für mehrere Opern benutzt, darunter die von Frieder Bernius bei Carus veröffentlichte Fassung von Johann Rudolf Zumsteeg (1805) und eben auch jene, die Hermann Max jetzt für cpo eingespielt hat, ein Singspiel von Johann Friedrich Reichardt (1752-1814), uraufgeführt 1798 in Berlin.

Die Handlung ist einfach: ein italienischer Adeliger wird mit seiner Tochter im heiratsfähigen Alter auf eine einsame Insel verschlagen, die von Zauberwesen bewohnt wird. Per Zufall strandet auch ein italienischer Prinz, ebenfalls heiratsfähig, auf der Geisterinsel. Es kommt zum Kampf gegen die Zauberer, um die beiden zusammen zu bringen.

Nun muss man gleich sagen, dass es Reichardt – im Gegensatz zu Johann Rudolph Zumsteeg – nicht gelingt, die zauberhaft-spielerische Atmosphäre auf der Insel musikalisch erfahrbar zu machen. Hermann Max versucht zwar alles, um der steifen Musik Leben einzuhauchen, aber über zweieinhalb Stunden will ihm das nicht gelingen, obwohl sein Orchester recht lebendig spielt und sein Chor gefällig singt.

Von den Solisten scheinen mir allerdings alle weitgehend mit dem Singspiel überfordert, dessen Natur sie nicht wirklich erfasst haben, weil aus geforderter Leichtigkeit und Einfachheit gerne Pathos wird. Und dann stimmen weder die Dimension noch die Relationen, und das im Gesang so gut wie in den gesprochenen Dialogen. Auf Dauer wird alles einfach nur langweilig.

In anderen Worten, diese Oper um Schiffbrüche erleidet hier selber Schiffbruch.

After two shipwrecks in the opera’s plot, the listener only can consider another one: Reichardt’s music is not appealing, and though he is trying hard, Hermann Max cannot make it more attractive.

  • Pizzicato

  • Archives