Olivier Greif: Klavierquintett A Tale of the World; Quintette Syntonia (Stéphanie Moraly, Thibault Noally, Violine, Hélène Desaint, Bratsche, Patrick Langot, Cello, Romain David, Klavier); 1 CD Centre International Albert-Roussel CC 002; Aufnahme 02/2020, Veröffentlichung 10/2020 (48'25) – Rezension von Uwe Krusch

Nicht gerade kleine Bezugspunkte hat sich Olivier Greif für sein 1996 uraufgeführtes Quintett für Klavier und Streicher gewählt. Da bezieht er sich auf den Satz, den Mahler bei seinem Besuch in Helsinki zu Sibelius gesagt hat, dass eine Symphonie eine ganze Welt sei. Und den Satz von Beethoven ‘Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen’. Daraus erklärt sich dann auch der Titel des Quintetts ‘Eine Erzählung der Welt’. Umgesetzt hat er diese in einem fast 50minütigen Werk, das mit fünf Sätzen und anderen Eigenschaften sowohl den Interpreten wie auch den Hörern keine erwartbaren Lösungen bietet, sondern immer neu herausfordert. So zeigen seine Konstruktionen diverse abweichende, aber sich überlappende Schichten, die auch Einheit vermitteln sollen. Damit verbunden ist auch die Erwartung, mit diesem Werk zu

berühren, zu bewegen, zu überwältigen, und es dem Hörer zu erlauben, sich zu erheben, aber auch tief einzudringen. Diese vielschichtige Auseinandersetzung, die konstruktiv mathematischen Aspekte hier mal unerwähnt gelassen, rühren aus seiner intensiven religiös philosophisch geprägten Lebenseinstellung her, die eine zehnjährige Vertiefung inklusive Abkehr vom Komponieren einschloss.

In seinem Werk wie dem Quintett, nach der Auszeit entstanden, mischt er die Fülle seiner kompositorischen Einfälle mit Liedern diverser Religionen und auch weltlichen Texten wie den hier verarbeiteten in mindestens sechs Sprachen, die er mit der Musik verflochten hat. Sowohl musikalisch schwierig und komplex als auch im Quintett mit zum Spiel zu singenden oder rezitierenden Texten, verlangt dies von den Interpreten hundertprozentigen Einsatz.

Das wohl einzige ständige französische Klavierquintett seit der Jahrtausendwende, das Quintette Syntonia, setzt sich aus Absolventen des Pariser Konservatoriums zusammen, die sich dieser Aufgabe mit aller Intensität und Können stellen. In Frankreich wird Syntonia als eines der besten Kammermusikensembles gesehen. Sie nähern sich der Partitur ohne erkennbare Schüchternheit und ziehen eine gesunde Energie daraus. Die Sicherheit und Präzision, mit der sie dieses Werk inklusive der einzuwebenden Texte bewältigen, ist erstaunlich, zumal sie auch die musikalische Aussage darüber nicht vergessen. Syntonia formuliert jeden Moment mit unglaublichem Ausdruck. Diese Beherrschung trägt dazu bei, scheinbar unzusammenhängender Musik Struktur und Verständlichkeit zu geben.

In his Piano Quintet from 1996, Olivier Greif refers to Mahler’s sentence ‘A symphony is the world’ and to Beethoven’s ‘From the heart: may it go to the heart’. This also explains the title of the quintet ‘A Tale of the World’. He has implemented this into a work lasting almost 50 minutes, which, with its five movements and other characteristics, does not offer either the interpreters or the listeners any expected solutions, but always challenges them anew. Thus, his composition has various overlapping layers, which are, despite their diversity, also is supposed to convey unity. Connected with this is also the expectation that this work will lead to touching, moving, overwhelming and deep impressions. This multi-layered work is the result of Greif’s intensive religiously philosophical attitude to life, which included a ten-year deepening of his knowledge and a turning away from composing.
In his Quintet, which was written after his sabbatical, he mixes the rich compositional ideas with songs of various religions and also secular texts in at least six languages, which he has interwoven with the music. This means that the music is not only difficult and complex, it also comprises texts to be sung or recited. It demands therefore  a hundred percent commitment from the performers.
Probably the only permanent French piano quintet since the turn of the millennium, the Quintette Syntonia is composed of graduates of the Paris Conservatoire who face this task with all their intensity and ability. In France, Syntonia is considered one of the best chamber music ensembles. They treat the score without apparent shyness and draw a healthy energy from it. Their sovereign performance is astonishing, especially since they do not forget the musical rhetoric. Syntonia formulates every passage with incredible expression. This mastery helps to give structure and comprehensibility to seemingly unrelated music.

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