Frederic Rzewski: Songs of Insurrection; Thomas Kotcheff, Klavier; 1 CD Coviello COV 92021; Aufnahme 02/2020. Veröffentlichung 11/2020 (70'74) – Rezension von Uwe Krusch

Der Einstieg klingt noch wie ein Kinderlied, doch schnell öffnen sich neue Horizonte oder besser Abgründe: Die 2016 entstandenen Songs of Insurrection des Amerikaners Frederic Rzewski stellen in sieben Abschnitten jeweils ein Lied eines Aufstandes vor, das dann in musikalischer Verarbeitung beleuchtet wird. Das Titelmotto widmet das Werk den unbekannten und erfolglosen Aufständischen. Die Partitur weist die Sätze nur mit römischen Ordnungszahlen aus. Die Gestalter der CD haben die Titel der Lieder und die Herkunft erfreulicherweise notiert, um dem Hörer die Zuordnung schon auf dem Backcover zu erleichtern. Auch im Beiheft wird alles präzise erläutert. Am Beginn steht das Lied Die Moorsoldaten aus dem nationalsozialistischen Arbeitslager, am Ende das älteste vom Donghak-Bauernaufstand in Korea. So reist Rzewski um die ganze Welt. Jedes Lied wird erkennbar angespielt, ansonsten aber frei assoziiert.

Ob und wie man sich dieser politischen Konnotation beim Hören der CD stellen will oder nicht, bleibt jedem überlassen.

Dass nicht allein dieser Hintergrund nicht einfach zu fassen ist, sondern auch die Komposition selber, wird mit dem Hinweis verdeutlicht, dass der Interpret Thomas Kotcheff, selber auch Komponist, ein Jahr benötigt hat, um sich in dieses Stück einzuarbeiten. Herausgekommen ist ein 70 minütiger Marathon, den Kotcheff mit Bravour bewältigt. Zumindest ist der Aufnahme nicht anzumerken, dass der Interpret Schwierigkeiten gehabt hat. Klar strukturiert und mit gestalterischer Sicherheit für die musikalische Aussage gelingt es Kotcheff, innerhalb jedes Abschnitts, aber auch im Gesamtbild, den Bogen zu spannen und zu halten. Insofern kann man ihm, entgegen der Überschrift, ein Hoch auf seine gelungene Interpretation aussprechen. Er ist kein unbekannter Gescheiterter.

The introduction still sounds like a children’s song, but new horizons or better, abysses open up quickly. Frederic Rzewski’s Songs of Insurrection from 2016 present in seven sections one song of an uprising, which is then musically processed. The designer of the CD has fortunately included the titles of the songs and their origins to make it easier for the listener to identify them. The first song is Die Moorsoldaten from a National Socialist labour camp, the last, the oldest song, is related to the Donghak peasant uprising in Korea. Thus Rzewski travels around the world.
Whether and how one wants to face the political connotation when listening to the CD is up to everyone.
The fact that not only the background is not easily understandable, but also the composition itself, is illustrated by the fact that it took the performer Thomas Kotcheff, himself a composer, a year to become familiar with this piece. The result is a 70-minute marathon, which Kotcheff masters with bravura. At least the recording does not show that the performer had any difficulties. Kotcheff’s performance is clearly structured, imaginative, and he successfully gives the composer’s ideas a concise shape and a musical arc.

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