Franz Schubert: Symphonien Nr. 3 und 4; Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado; 1 CD Harmonia Mundi HMC 902154; 2013 (54'33) – Rezension von Guy Wagner

Es ist für mich zum ersten Male, dass das Freiburger Barockorchester auf CD mit einer echten Überraschung aufwartet: Es hat sich mit zwei kostbaren Musikwerken der Klassik-Romantik auseinandergesetzt: den Symphonien Nr. 3 und 4 von Franz Schubert. Dies unter der Leitung eines der jungen Dirigenten, die zur Zeit Furore machen: des Spaniers Pablo Heras-Casado.

Das Ergebnis ist erstaunlich. Die dritte Symphonie in D-Dur D. 200 beginnt mit einem Paukenschlag, den man selten so trocken gehört hat, und wenn die alten Instrumente zum begeisterten ‘Allegro con brio’ aufbrechen, so muss man sich sagen, Schubert so noch kaum je gehört zu haben, das heißt: So leichtfüßig, schwebend, aber auch so präzise. Da ist prächtige Vorarbeit geleistet worden, die sich in den weiteren Sätzen fortsetzt, zumal jeder Musiker ein Virtuose seines Instrumentes ist. Beschwingt klingt das ‘Allegretto’. und das ‘Menuetto’ wirkt inspiriert wie ein brillantes Scherzo. Hier wird deutlich, wie sehr der damals 18-jährige Schubert sich vom in Wien grassierenden Rossini-Fieber hat anstecken lassen, aber wie eigenwillig er musikalischen Esprit zu etwas ganz Persönlichem gemacht hat. Das wird im Finalsatz ‘Presto vivace’ noch einmal ganz offensichtlich, da die Virtuosität der einzelnen Instrumentalisten hier besonders schön zur Geltung kommt.

Ebenso persönlich und neu erklingt die 4. Symphonie c-Moll D. 417, die unter dem Beinamen ‘Tragische’ zu den bekanntesten des Komponisten zählt. Sie beginnt höchst dramatisch, gerade auch dank des zugleich trockenen und durchsichtigen Klangs der Instrumente, und hier sollen die Hörner und Bässe hervorgehoben werden, sowie die Holzbläser mit ihrem dunklen Klang.

Gerade aber im so bedeutungsschweren ‘Andante’, dem wohl persönlichsten Symphoniesatz, den Schubert bis dahin (1816) geschrieben hatte, beweisen Pablo Heras-Casado und die Freiburger Musiker ihr großes Verständnis nicht nur für die harmonischen Entwicklungen beim jungen Komponisten, sondern auch für die ständigen Umschwünge seiner Stimmung. Vor allem aber zeigen die Musiker ihr Können, die weit gespannten melodischen Bögen mit Wärme und Leben zu erfüllen, was im Besonderen noch für das ‘Allegro’-Finale gilt. Diese Neueinspielung ist eine echte Bereicherung der inzwischen riesigen Schubert-Diskographie!

With their light and precise, warm and flexible playing, Pablo Heras-Casado and the Freiburger Barockorchester get an astonishing result in this new Schubert recording which has to be considered a real enrichment of the meanwhile enormous Schubert catalogue.

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