Franz Schubert: 3 Klavierstücke D. 946; Franz Liszt: En rêve, Toccata, Nuages gris, Bagatelle sans tonalité; Arnold Schönberg: 3 Klavierstücke op. 11; Alban Berg: Sonate op. 1; Edda Erlendsdóttir, Klavier; 1 CD Erma 200.008; 2012 (66'22) – Rezension von Guy Wagner

Auf dieser CD, begegnen wir einer isländischen Interpretin, die eine beachtliche Karriere aufweist. Sie hat am Konservatorium von Reykjavik, ihrer Heimatstadt studiert, danach in Paris bei Pierre Sancan und bei Marie-Françoise Bucquet. 1990 erhielt sie den Preis der Stiftung Yehudi Menuhin und hat an den Konservatorien von Lyon und Versailles unterrichtet, zusätzlich zu ihrer Karriere als Solistin, Konzertpianistin, Kammermusikerin und… Mitglied des Ensembles ‘Tempo di Tango’.

Um ihre Interpretationen nicht vergehen zu lassen, schuf sie ihr eigenes Label ‘Erma’. Auf ihm ist jetzt diese CD erschienen, die, grob gesprochen, ‘Musik aus Wien’ vorstellt, denn Liszt kann man schon noch als Wahlwiener bezeichnen. Von ihm stellt Erlendsdóttir vier Miniaturen vor: ‘En rêve’, ‘Toccata’, ‘Nuages gris’ und ‘Bagatelle sans tonalité’. Diese Musik liegt ihr sehr gut. Sie kann Einfühlungsvermögen geschickt mit Virtuosität verbinden.

Weniger überzeugt hat mich ihre Interpretation der ‘3 Klavierstücke’ D. 946 von Franz Schubert. Wenn sie auch sauber gespielt sind, so fehlt ihnen doch der ultimative Nuancenreichtum, vor allem aber die innere Unruhe und die verhaltene Wehmut, die in diesen herrlichen Kompositionen aus Schuberts letztem Lebensjahr immer mitschwingen.

Weit besser gelingen der Pianistin die ‘3 Klavierstücke’ von Arnold Schönberg. Man bekommt den Eindruck, dass diese Meilensteine in der Entwicklung von Schönbergs musikalischem Denken ihrem Spiel und Denken entsprechen. Klarheit, Intelligenz und Sinn für die komplexe Rhythmik der Musik schaffen überzeugende Interpretationen. Das gilt vielleicht noch in größerem Maße für die Sonate Opus 1 von Alban Berg. Der Anschlag der Pianistin ist präzise und wird zur Grundlage für eine durchdachte und in sich geschlossene Deutung.

Leider aber kann die Aufnahmetechnik nicht ganz überzeugen. Dafür aber ist der Einführungstext von Philippe Manoury sehr aufschlussreich.

Nun mag man sich fragen, wieso der französische Komponist für eine isländische Pianistin Booklet-Texte verfasst. Die Antwort ist einfach: Edda Erlendsdóttir ist mit dem Bandoneon-Virtuosen Olivier Manoury, Philippes Bruder, verheiratet, und daher kommt auch ihre Teilnahme am Ensemble ‘Tempo di Tango’. So klärt sich denn alles auf.

Icelandic pianist Edda Erlendsdóttir is an intelligent an technically skilled performer, and though her Schubert is lacking the ultimate richness of nuances, the inner anxiety and the restrained melancholy which always resonate in these wonderful compositions, her Liszt, Berg and Schönberg interpretations are excellent.

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