Philip Glass: The Perfect American; Christopher Purves (Walt Disney), David Pittsinger (Roy), Donald Kaasch (Dantine), Janis Kelly (Hazel George), Marie McLaughlin (Lillian Disney), Sarah Tynan (Sharon), Nazan Fikret (Diane), John Easterlin (Andy Warhol), The Improbable Skills Ensemble, Coro y Orquesta titular del Teatro Real, Dennis Russell Davies; Regie: Phelim Mc Dermott; 1 Bu-ray Opus Arte BD7129; HD 16:9; Stereo & Surround; Live 2/13 (120') - Rezension von Remy Franck

‘The Perfect American’, die bislang letzte Oper des amerikanischen Komponisten Philipp Glass ist auf diesem Video in der Uraufführungsproduktion aus dem ‘Teatro Real’ in Madrid zu sehen. Gérard Mortier hatte den Auftrag dazu aus New York nach Madrid mitgenommen, als er die in Finanznot geratene ‘City Opera’ verliess. Es geht in dem Werk um den amerikanischen Filmproduzenten Walt Disney, der am Ende seines Lebens Bilanz zieht, nicht nur als Unternehmer, sondern in erster Linie als Mensch. Die Oper, deren Libretto auf dem Disney-kritischen Buch ‘Der König von Amerika’ von Peter S. Jungk beruht, wurde von der ‘Walt Disney Company’ abgelehnt.

Auf 99 % der Photos von Walt Disney sieht man ihn als lachenden, zufriedenen Mann mit einer sehr positiven Ausstrahlung. So wie hier:

Walt-Disney

Dieses Bild wird in der Oper stark relativiert. Den Disney, den uns Philipp Glass zeigt, hat nicht nur Angst sowohl vor dem eigenen Tod als auch vor der Zukunft seiner Firma, sondern wird in seinen Träumen von seinen Mitarbeitern wie auch von den Charakteren bedrängt, die er schuf.

Es kommt seine antikommunistische und antigewerkschaftliche Haltung der frühen Jahre ebenso zur Sprache wie sein eigener Talentmangel beim Zeichnen. Das alles ist vielleicht ein bisschen einseitig und berücksichtigt nicht genügend, dass Disney mit weit mehr als 800 verschiedenen Preisen und Auszeichnungen nicht ohne Grund eine der am häufigsten ausgezeichneten Persönlichkeiten in der Geschichte der Menschheit war und mit seinen Filmen Milliarden von Menschen unvergessliche Stunden bereitet hat und noch immer bereitet. Ohne jetzt eine Huldigung herbeireden zu wollen, hätte man die geniale Kreativität Disneys besser würdigen können. Zumal hier in Sachen Kreativität vor allem Regisseur McDermott und sein Videoproduzent Leo Warner zu loben sind. Oh, gewiss, die Musik von Philipp Glass ist auch einfallsreich, aber halt typisch Glass eben, nicht Neues unter der Sonne. Die Sänger werden den nicht allzu grossen stimmlichen Anforderungen gerecht und das Orchester des Teatro Real musiziert zuverlässig unter der zupackenden Leitung von Denis Russell-Davies.

Dass ich mit diese Oper angesehen habe, bedauere ich eigentlich nicht, aber ich werde sie mir wohl kein zweites Mal ansehen. Ich könnte mir jedenfalls eine durchaus fantasievollere Oper zum Thema Disney vorstellen…

With a rather negative portrait of Walt Disney, Philip Glass’s opera ‘The Perfect American’ is less interesting that one could have expected. The music is typically Glass, the staging full of fantasy and the musical performance up to the standards.

  • Pizzicato

  • Archives