A Room of Her Own; Lili Boulanger: Zwei Stücke für Klaviertrio, D'un matin de printemps & D'un soir triste; Cécile Chaminade: Klaviertrio Nr. 1; Ethel Symth: Klaviertrio d-Moll; Germaine Tailleferre: Klaviertrio; Naeve Trio (Anna Williams, Violine, Mikhail Veselov, Cello, Eri Nakamura, Klavier); # Chandos CHAN 20238; Aufnahme 03.2023, Veröffentlichung 02.02.2024 (83'10) – Rezension von Uwe Krusch

Cécile Chaminade sowie Ethyl Smyth haben benachbart liegende Geburtsjahre ebenso wie eine Generation später Lili Boulanger und Germaine Tailleferre ihrerseits. Kompositionen für Klaviertrio dieser Komponistinnen werden hier nebeneinander gestellt.

Dabei dürften die beiden Stücke von Lili Boulanger ebenso in den von ihr selbst geschaffenen Orchester- oder Duoversionen bekannt sein. Die Tempobezeichnung ‘Ziemlich lebhaft’ beim Frühlingsmorgen wird vom Trio noch um die Komponente der Dringlichkeit und Intensität, die auf freudige positive Spannung steuert, erweitert. Damit schaffen sie einen eindrücklichen Einstieg. Im zweiten Stück, eines tristen Abends, wird dagegen die Niedergeschlagenheit deutlich gemacht, die biografisch begründet sein mag.

Als exzellente Pianistin konnte Cécile Chaminade auch in ihrem ersten Klaviertrio, einem frühen Werk, dem Klavierpart Anspruchsvolles in die Finger geben. Doch sind deswegen die Rollen der Streicher nicht unterbelichtet. Bereits ihr erstes Stück der Kammermusik wird von tiefgründiger Ausdruckskraft gepaart mit Melodienreichtum und feiner Eleganz getragen. Diese Elemente werden auch in der Interpretation des Naeve Trio hörbar. Die die einzelnen Instrumente herausstellende Aufnahmetechnik bietet die Möglichkeit, kleinste Verästelungen im Klang wahrzunehmen.

Auch beim Trio von Germaine Tailleferre, dessen frühe Fassung sie sechs Jahrzehnte später gründlich überarbeitete, zeigen die Interpreten, wie sie Leidenschaft mit Sensibilität und Anmut verbinden. Ihr Zusammenhalt im Ensemble führt zu homogenem Auftritt.

Sobald die englische Komponistin Ethyl Smyth ins Spiel kommt, erklingt spätromantisch ausgerichtete Musik, die sich nicht scheut, kraftvoll zu sein. Auch hier ist das Naeve Trio bestens präsent und engagiert und beleuchtet auch diese Komposition hingebungsvoll.

Wie die Interpreten das Albummotto ‘Ein eigenes Zimmer’ betrachten, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist es aus heutiger Sicht unsinnig, wollte man diese famosen Kompositionen und ihrer Erschafferinnen ein- oder aussperren.

Cécile Chaminade and Ethyl Smyth were born in neighboring years, as were Lili Boulanger and Germaine Tailleferre a generation later. Compositions for piano trio by these composers are juxtaposed here.

The two pieces by Lili Boulanger are probably also known in the orchestral or duo versions she wrote herself. In D’un matin de printemps, the trio adds a component of urgency and intensity to the tempo marking Ziemlich lebhaft (Quite lively), which is based on a joyful, positive tension. This makes for an impressive introduction. In the second piece, a somber evening, however, the dejection is evident, which may have biographical reasons.

As an excellent pianist, Cécile Chaminade was also able to give the piano part in her first piano trio, an early work, a demanding role. This does not mean, however, that the string parts are underexposed. Even her first piece of chamber music is carried by a profound expressiveness paired with melodic richness and fine elegance. These elements are also audible in the Naeve Trio’s interpretation. The recording technique, which emphasizes the individual instruments, offers the possibility of perceiving the smallest ramifications in the sound.

In Germaine Tailleferre’s trio, whose early version she thoroughly revised six decades later, the performers also show how they combine passion with sensitivity and grace. Their cohesion in the ensemble results in a homogeneous performance.

As soon as the English composer Ethyl Smyth comes into the picture, one hears late romantic music that is not afraid to be powerful. Here, too, the Naeve Trio is very present and committed, illuminating this composition with devotion.

It is not known how the performers feel about the album’s motto « A Room of One’s Own ». In any case, from today’s point of view it would be nonsensical to try to lock in or lock out these wonderful compositions and their creators.

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