Aribert Reimann: Lear; Bo Svokus (King Lear), Katja Pieweck (Goneril), Hellen Kwon (Regan), Siobhan Stagg (Cordelia), Erwin Leder (Narr), Lauri Vasar (Graf von Gloster), Andrew Watts (Edgar), Martin Homrich (Edmund), Chor der Staatsoper Hamburg, Philharmoniker Hamburg, Simone Young; Regie: Karoline Gruber; 1 Blu-ray Arthaus Musik 109064; Stereo & Surround; 2014 (156’20) – Rezension von Manuel Ribeiro

Shakespeares ‘King Lear’ ist ein sehr düsteres Werk, und wenn es auch nicht die Popularität von ‘Hamlet’ oder ‘Macbeth’ besitzt, hat Aribert Reimann dennoch aus diesem Stoff ein starkes Werk geschaffen. Die Hauptrolle wurde für Dietrich Fischer-Dieskau geschrieben. Der Komponist selbst leitete 1975 die Uraufführung an der Bayerischen Staatsoper, mit Fischer-Dieskau in der Hauptrolle.

Die Musik ist intensiv, tragisch, aufgewühlt, mit unerwarteten, fast meditativen instrumentalen Passagen. ‘Lear’ ist keine Zwölftonoper, so Reimann, macht aber von deren Technik Gebrauch.

Der Däne Bo Skovhus ist phantastisch in der Hauptrolle. Er weiß als Sänger und Schauspieler die Figur zu beleben und die Kombination von Wahnsinn, Brutalität und Liebe zu erfassen und zu vermitteln. Er ist viel dramatischer als Fischer-Dieskau, dessen singuläre Leistung trotzdem unvergesslich bleibt. Der Vergleich ist ohnehin schwierig, da auch die Konzeption der Regie komplett anders ist. Karoline Grubers Inszenierung ist minimalistisch und arbeitet mit vielen symbolischen Elementen in der Bühnengestaltung.

Simone Young führt Orchester und Chor geschickt durch die komplexe Partitur. Die Solisten werden durch den großen Orchesterapparat nicht zugedeckt, denn Young begleitet feinfühlig und besorgt um die Verdeutlichung des gesungenen Textes, lässt es aber dennoch an Dramatik nicht mangeln, was gewiss der Oper eine starke Wirkung verleiht.

Die Tonaufnahme fehlt es etwas an Präsenz, die Kameraführung ist jedoch exzellent.

In Karolin Gruber’s minimalistic and dark staging of Aribert Reimann’s Lear, Simone Young’s dramatic account is a blessing for this opera which benefits also from the superb singing and acting of Bo Skovhus in the title role.

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