Hans Gal: Das Lied der Nacht; Ralph Ertel, Gritt Gnauck, Lina Liu, Susann Vent-Wunderlich, Rhys Jenkins, Oliver Weidinger, Opernchor des Theaters Osnabrück, Osnabrücker Symphonieorchester, Andreas Hotz; 2 CDs cpo 555186-2; Aufnahme 05/208, Veröffentlichung 11/2018 (137'07) – Rezension von Norbert Tischer

Hans Gal (1890-1987) war ein österreichisch-britischer Komponist, der vor den Nazis nach Großbritannien flüchtete und sich in Edinburgh niederließ, wo er auch starb. Dass er nach 1945 nicht wieder Fuß fassen konnte liegt an der zweiten Exklusion, mit der alle konservativen Komponisten quasi unter dem Diktat der Moderne als unaufführbar galten.

Gal bezeichnete ‘Das Lied der Nacht’ als eine ‘dramatische Ballade’. Das Werk wurde 1926 in Breslau uraufgeführt. Es gab einige Aufführungen, und dann verschwand das, was gerne als Oper bezeichnet wird, in der Versenkung. 2017 wurde es gleich zweimal aufgeführt, in Edinburgh und in Osnabrück. Zehn Monate später wurde sie dort für cpo eingespielt.

Es geht um eine sizilianische Erbprinzessin die, um der Staatsraison willen, in eine Zweckehe mit ihrem Vetter Tancred gezwungen werden soll, sich aber in einen unbekannten Sänger verliebt, der jedoch kein anderer ist als ihr eigener Bootsmann. Als sie das entsetzt feststellt, bringt sich der Bootsmann mit einem Dolch um. Die Prinzessin geht daraufhin ins Kloster, wo sie eigentlich schon vor dem Drama gehen wollte, aber von der Äbtissin abgewandt wurden, mit dem Rat, der ‘Stimme der Nacht’ zu lauschen. Diese ‘Stimme der Nacht’ war die des Bootsmanns, der letztlich nur den Eintritt der Prinzessin ins Kloster verzögerte.

Gal lässt im Palermo des 12. Jahrhunderts eine romantische Welt erstehen, in der sich Elemente morgen- und abendländischer Kultur vermischen

Mit guten Sängern, allen voran der exzellenten Lina Liu als Lianora sowie Gritt Gnauck als imposante Äbtissin. Gute Chor- und Orchesterleitungen gibt es unter der feinjustierten Leitung von Andreas Hotz.

Hans Gal’s dramatic ballad Voice of the Night is revived in tis overall excellent production from Osnabrück.

 

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