Wenn eine Neuaufnahme eines Werks wie ‘Also sprach Zarathustra’ auf den Markt kommt, muss sie schon etwas Besonderes bieten, um nicht gegenüber der überwältigenden Qualität der Referenzaufnahmen direkt Schiffbruch zu erleiden. François-Xavier Roth gelingt es, sein Schiff durch die gefährliche See zu führen. Er versucht gar nicht, die große philosophische Bedeutungskraft zu ergründen, sondern pflegt das Detail in einer leichten und transparent-klaren Klangsprache von unmittelbar direkter Wirkung. In anderen Worten: es geht ihm um das Dramatische in der Musik, das er ohne Pathos, aber mit umso mehr Raffinement umsetzt.
Mit der Tondichtung ‘Aus Italien’, dem Dirigenten und Strauss-Förderer Hans von Bülow gewidmet, begibt sich Roth auf ein weniger bespieltes Terrain, um darin die von Bülow beschriebene « Üppigkeit von Einfällen » und den « Reichtum von Beziehungen » konsequent zum Ausdruck zu bringen. Der 23-jährige Komponist wurde für dieses Werk im Rahmen einer klassischen Viersätzigkeit übrigens auch oft kritisiert. Der erste Satz ‘Auf der Campagna’ entwirft ein musikalisches Bild, das, so Strauss selber, « die Stimmung wiedergibt, die der Komponist beim Anblick der weiten, in Sonnenglut getauchten römischen Campagna von der Villa d’Este aus gesehen, empfand“. Roth dirigiert es als farbiges Stimmungsgemälde, breit strömend, aber auch kontrastreich.
Wer vom 2. Satz, ‘In Roms Ruinen’, ein filmreifes Musikstück à la Respighi erwartet, liegt falsch. Strauss schuf hierfür ein klassizistisch anmutendes Scherzo, noch deutlich an Schumann oder gar Mendelssohn orientiert, auch wenn der Mittelteil etwas dramatischer geraten ist. Das Orchester aus Baden-Baden und Freiburg mischt die « fantastischen Bilder entschwundener Herrlichkeit, Gefühle der Wehmut und des Schmerzes inmitten sonnigster Gegenwart » sehr gut.
Das folgende A-Dur-Andantino, ‘Am Strande von Sorrent’, ist laut dem Komponisten eine « zarte Musik der Natur, die das innere Ohr im Säuseln des Windes in den Blättern, in dem Gesang der Vögel und allen den feinen Naturstimmen, in dem fernen Rauschen des Meeres, von dem ein einsamer Gesang ans Ufer schallt, vernimmt… ». Wie meisterhaft Strauss das als brillanter Orchestrator darzustellen weiß, wird hier überaus deutlich.
Das Finale ist eine Tarantella auf Themen, die Strauss sich in Neapel notierte. Diese Humoreske, die Strauss als « tollen Orchesterspuk » bezeichnete, gelingt François-Xavier Roth hinreißend.
François-Xavier Roth’s account of Also sprach Zarathustra is of great transparency, his orchestra delivering a crisp and clear sound. The conductor is definitely more interested in the dramatic momentum and the contrast between the different images than in a broad philosophical narration. In the early tone poem ‘Aus Italien’, he vividly shows Strauss’s command of orchestral color and the richness of ideas.