Victorien Joncières: Dimitri; Philippe Talbot (Dimitri), Gabrielle Philiponet (Marina), Nora Gubisch (Marpha), Andrew Foster-Williams (Le Comte de Lusace), Jennifer Borghi (Vanda), Nicholas Courjal (L’archevêque Job), Julien Véronèse (Le Prieur), Jean Teitgen (Le Roi de Pologne), Joris Derder (Chef des bohèmiens/Officier), Lore Binon (Dame d’honneur), Flemish Radio Choir, Flanders Opera Children’s Chorus, Brussels Philharmonic, Hervé Niquet; 2 CDs + Buch Palazetto Bru Zane 978-84-939-6869-4; 2013 (130') - Rezension von Manuel Ribeiro

Wer kennt heute noch den französischen Komponisten Victorien Joncières, einen Künstler, der es nicht einfach hatte, in seiner Zeit eine verdiente Anerkennung zu bekommen. Charakteristisch für Joncières war sein Wille, nicht um des Geldes wegen zu arbeiten.

‘Dimitri’, aus dem Jahre 1876, ist Joncières’ Hauptwerk. Diese russische, intrigenreiche Zarengeschichte beruht auf dem Dramafragment ‘Demetrius’ von Schiller, der seinerseits mit verschobenen Akzenten der Handlung von Mussorgskys ‘Boris Godunow’ sehr nahe kommt. Musik und Stil erinnern stark an Joncières’ Zeitgenossen Charles Gounod, mit einem Schuss Wagner, der den Komponisten bei etlichen Franzosen verdächtig machte. Meyerbeers Monumentalstil übte sicher auch einen gewissen Einfluss auf Joncières aus.

Wie gewohnt hat der Verlag Palazetto Bru Zane, die gute Idee, wieder einmal ein vergessenes Werk ans Licht zu führen, und dies mit einem sehr informativen Buch und zwei CDs.

Philippe Talbot singt die Hauptrolle. Er hat ein angenehmes Stimmtimbre, stößt jedoch stimmlich an seine Grenzen und wirkt daher manchmal überfordert. Gabrielle Philiponet ist technisch auf der Höhe und weitgehend überzeugend. Nur ihr starkes Vibrato irritiert. Die tiefen Stimmen, Andrew Foster-Williams und Julien Véronèse, sind eine gute Wahl. Das ‘Brussels Philharmonic spielt präzise und engagiert, klingt jedoch etwas schwach in den Streichern, wodurch einiges an Opulenz in der Musik verloren geht.

Trotz einiger Schwächen ist diese Wiederentdeckung eines vergessenen Werkes empfehlenswert, und der Kauf dieser Aufnahme ist ein Muss für jeden Liebhaber des französischen Repertoires des 19. Jahrhunderts.

‘Dimitri’ by Victorin de Joncières after Schiller’s play ‘Demetrius’ is a real discovery, and despite some restrictions this first recording is recommendable and without any doubt a rewarding experience for any amateur of French opera.

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