Félicien David: Herculanum; Véronique Gens (Lilia), Karine Deshayes (Olympia), Edgaras Montvidas (Hélios), Nicolas Courjal (Nicanor / Satan), Julien Véronèse (Magnus), Brussels Philharmonic, Flemish Radio Choir, Hervé Niquet; 2 CDs Ediciones Singolares ES 1020; 2/14 (122'04) – Rezension von Remy Franck

Von der Inszenierung von Félicien Davids 1859 uraufgeführter Oper ‘Herculanum’ war Hector Berlioz sehr angetan, die Musik bewertete er etwas differenzierter und warf dem Komponisten vor, einige seiner zahlreichen guten Ideen etwas ‘matt’ ausgeführt zu haben.

‘Herculanum’ ist eine aufwändige ‘Grand Opéra’ mit Liebes- und Massenszenen vor dem Hintergrund des Streits zwischen keuschem Christentum (personifiziert von Hélios) und der wenig enthaltsamen, ungezügelte Wollust praktizierenden Antike (dargestellt von Olympia), die am Ende durch den Ausbruch des Vesuvs geregelt wird: das Christentum geht als Sieger hervor.

Die Schwächen, auf die Hector Berlioz in seiner Kritiken hinwies, scheint Hervé Niquet ausgebügelt zu haben. Sein engagiertes Dirigieren hat sowohl den exzellenten Flämischen Rundfunkchor wie auch das ‘Brussels Philharmonic’ zu sehr guten Leistungen angespornt, und die Solisten sind allesamt vorzüglich. Ein so ausgeglichenes und rundum zufriedenstellendes Casting findet man nicht alle Tage.

Die an Rossini erinnernden Koloraturen meistert die Olympia-Karine Deshayes ausgezeichnet, und Véronique Gens ist in der Partie der Christin Lilia in blendender Form. Der junge litauische Tenor Edgares Montvidas ist ein bemerkenswert souveräner Hélios, und die übrigen Rollen sind ebenfalls zufriedenstellend besetzt. Allen Sängern hört man an, dass sie sich ihre Rollen wirklich angeeignet haben und sich damit wohlfühlen, so dass der Hörer nie den Eindruck hat, hier werde unbekannter Stoff mit viel Vorsicht und noch nicht erreichter Sicherheit gesungen. So werden die Interpreten unter Niquets zupackender Leitung der Dramatik der Oper ebenso gerecht wie ihrem melodischen Fluss.

This is one brilliant and enthralling account of a long neglected romantic opera with great music, splendid choir scenes, as well as beautiful solo arias and duets. With his dramatic and opulent reading of David’s score, Hervé Niquet shows that Hector Berlioz hat not the chance – as we do today – to hear Herculanum in the best possible conditions, since in his review he spoke about some lacklustre music.

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