Johannes Brahms: Sonaten für Klavier und Violine Nr. 1-3; Tasmin Little, Violine, Piers Lane, Klavier; 1 CD Chandos CHAN 10977; Aufnahme 06/2017, Veröffentlichung 03/2018 (70'35) – Rezension von Uwe Krusch

Die drei überlieferten Sonaten für Klavier und Violine von Johannes Brahms lassen sich, mit Unterschieden, als lyrisch bezeichnen. Innerhalb des konventionellen formellen Rahmens werden Weiterungen ausprobiert, die mit der wohl romantischsten Dritten enden. Das Adagio der ersten hat einen engen Bezug zu Felix Schumann, dem Sohn von Clara und Robert. In diesem Satz zeigt Brahms mit den ihm wohl besten ‘Worten’ sein Mitgefühl für sein erkranktes und bald darauf verstorbenes Patenkind. Bekannt sind auch musikalische Bezüge in der ersten Sonate zu seinen Liedern Regenlied bzw. Nachklang und in der zweiten Wie Melodien zieht es mir sowie darüber hinaus der Anklang an die ‘Meistersinger’-Ouvertüre von Wagner.

Wie die Anordnung der Instrumente im Titel schon andeutet, ist der Pianopart keinesfalls eine Begleitung, sondern eine gleichberechtigte Partie, was insbesondere für die dritte Sonate gilt. Berühmte musikalische Zeitgenossen wie die Geiger Joachim, Helmesberger und Amanda Röntgen sowie das Ehepaar von Herzogenberg sind eng mit er Entstehung und Uraufführung als Inspiratoren und Vermittler verbunden.

Mit Tasmin Little und Piers Lane präsentiert ein eingespieltes Duo die drei Werke. Die englische Violinistin und der ursprünglich australische Pianist können aus ihrer gemeinsamen Erfahrung und ihrem Können schöpfen, um die Sonaten technisch überlegen und musikalisch sorgfältig gestaltet vorzulegen. Vielleicht mag dem einen oder anderen die Ansprache ein wenig zu direkt und vollmundig erscheinen, so dass die in der Musik vorhandenen lyrischen Gedanken etwas versachlicht werden. Insgesamt aber zeigen die Musiker eine gelungene Sicht auf diesen Werkkanon, die sich hören lässt.

Violinist Tasmin Little and pianist Piers Lane play Brahms’s Sonatas for Piano and Violin as a well experienced team, skilled both in technical and artistic means. Their performance is not exaggerating the lyricism and thus tend in a way to objectify the music.

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