Johann Sebastian Bach: Cellosuiten BWV 1007-1012 arrangiert für Viola; Kim Kashkashian; 2 CDs ECM New Series 28948171767; Aufnahmen 11/2016 + 02/2017, Veröffentlichung 10/2018 (142') – Rezension von Uwe Krusch

Obwohl Johann Sebastian Bach selber die Bratsche spielte und auch für dieses Instrument komponierte, hat er keine Solowerke für sie geschaffen. Dagegen gelten die beiden großen Zyklen für die Violine bzw. die Suiten für Cello als herausragende Beiträge. Allerdings waren die Besetzungsfragen in der Barockmusik freier, als es in späteren Epochen der Fall war. So lassen sich die Cellosuiten in einer Bratschenfassung durchaus rechtfertigen.

Die Einspielung durch Kim Kashkashian, eine der Größen der Viola der letzten Jahre und Jahrzehnte bis heute, legt nun die Cellosuiten in der Bratschenfassung vor. Diese Aufnahme fügt zwei Komponenten so selbstverständlich zusammen, dass es einfach überwältigend ist: Die Merkmale einer stilgerechten Wiedergabe einerseits und eine fantasievoll improvisiert wirkende Unbändigkeit zusammen ergeben mitreißende Präsensation.

Dazu beigetragen hat vielleicht auch die Sortierung der Suiten, die nach den Gesichtspunkten einer stringenten Erzählung und nicht nach der Nummerierung im Bachwerkeverzeichnis vorgenommen wurde. Dabei findet Kashkashian für jeweils den passenden Ton, für jedes Tongeschlecht und für jeden Grad der harmonischen Spannung. Zu den Besonderheiten gehören auch die Scordatur bei der c-Moll-Suite und in der sechsten Suite die Verwendung einer fünfsaitigen Viola. Durch die hinzugefügte E-Saite wird sie dem außergewöhnlich großen Umfang der Komposition ohne Transpositionen gerecht, klingt allerdings dafür weniger sonor in den tiefen Registern. Die Bratschistin pflegt auch feine Stilmittel, wie Rubati, die den Geist der Musik erfassen sowie kleine, aber feine Verzierungen.

Kim Kashkashian und das herausragende Team von ECM um Produzent Manfred Eicher haben mal wieder ganze Arbeit geleistet, um auch von der Realisierung her das Beste zu gestalten und das ist erneut gelungen, wie bei ECM schon seit vielen Jahren. Einziger Nachteil der Editionen dieses Labels ist das wertige Beiheft mit dickem Papier. Dadurch werden die Hefte oft so dick, dass sie schon bei der ersten Entnahme bzw. dann bei der Rückführung durch die Schienen der Plastikhülle zerstört werden. Das ist schade.

Johann Sebastian Bach’s Cello Suites work very well in the viola version, given the stylistically genuine and expressive performances by violist Kim Kashkashian.

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