Johanna Martzy plays Mozart; Johanna Martzy, Violine, Radio Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Hans Müller-Kray; 1 CD Hänssler Classic 94.230; 10/56 & 04/62 (47’51) – Rezension von Alain Steffen

In einer Zeit, wo das Medium Schallplatte im Aufwind war, gab es bereits Musiker, die sich von Managern und Plattenfirmen nicht vereinnahmen ließen. Die eigenwillige ungarische Violinistin Johanna Martzy (1924-79) gehörte dazu, weshalb es nicht viele Schallplatten von ihr gab. Und die, die es gab, hatten unter Sammlern einen besonders hohen Stellenwert.

Aus den Archiven des SWR stammen diese beiden Aufnahmen von Mozarts Violinkonzerten Nr. 4 und Nr. 3. Es sind zwei qualitativ sehr unterschiedliche Einspielungen. Da gibt es zuerst die (auch klanglich) absolut fantastische Interpretation des 4. Violinkonzerts aus dem Jahre 1956. Martzy begeistert mit einer stupenden Technik, einer atemberaubenden Virtuosität und einem fantastischen Stilgefühl. Der Dialog mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter dem leider unterschätzten Hans Müller-Kray ist eine Wonne, so dass wir es hier sicherlich mit einer der schönsten Interpretationen dieses Konzerts überhaupt zu tun haben.

Hatte man 1956 in der Villa Berg unter Studiobedingungen aufgenommen, so hat man sich beim 3. Violinkonzert für einen Live-Mitschnitt aus der Liederhalle Stuttgart entschieden. Hier bleiben sowohl Martzy wie auch Müller-Kray und das SWR-Orchester hinter den Erwartungen zurück. Martzys Spiel wirkt unpräzise und zum Teil etwas zittrig. Zu einem richtigen Dialog kommt es nicht, da Müller-Kray irgendwie hinter der Solistin her dirigiert, ohne genau zu wissen, wo sie hin will. So vermag diese Interpretation überhaupt nicht zu packen, und wäre es eigentlich besser gewesen, sie nicht zu veröffentlichen.

Besides a rather disappointing live recording of Mozart’s Third Violin Concerto, this CD contains one absolutely magnificent account of the Fourth. Technically the Hungarian violinist Johanna Martzy (1924-79) is amazing and her dialogue with the vividly playing orchestra is ravishing.

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