Viktor Ullmann: Der Kaiser von Atlantis (Fassung von Henning Brauel und Andreas Krause); Juliana Zara, Christel Loetzsch, Johannes Chum, Adrian Eröd, Lars Woldt, Tareq Nazmi, Münchner Rundfunkorchester, Patrick Hahn; 1 CD BR Klassik 900339; Liveaufnahme 10.2021, Veröffentlichung 15.04.2022 (52'53) - Rezension von Remy Franck

Der 1944 in Auschwitz ermordete Viktor Ullman schrieb die Oper Der Kaiser von Atlantis 1943 in Theresienstadt. Sie wurde erst 1975 in Amsterdam uraufgeführt. Peter Kein, Ullmanns Co-Librettist, wurde ebenfalls in Auschwitz umgebracht.

Es geht in der Oper um den Kaiser von Atlantis, der « im Krieg aller gegen alle » entscheidet, den Tod zu verbieten: die Menschen können nicht mehr sterben. Das bringt zahlreiche Probleme mit sich. Der Tod verspricht Erlösung von allem Leiden. Er will zurückkehren, wenn der Kaiser sich als erster bereit erklärt, zu sterben.

Das Stück, das viele Einspielungen auf die Situation im Nazi-Deutschland und in Theresienstadt enthält, ist eine Allegorie auf den Nationalsozialismus und den geringen Wert des menschlichen Lebens in diesem Politregime – und darüber hinaus in vielen anderen Diktaturen.

BR Klassik präsentiert den Mitschnitt einer konzertanten Aufführung vom 10. Oktober 2021 im Münchner Prinzregententheater.

Verglichen mit anderen Aufnahmen fällt die souveräne Leitung des jungen Österreichers Patrick Hahn durch eine faszinierende Transparenz des klanglichen Geschehens auf sowie durch eine betonte Leichtigkeit, was die Stimmen umso eindringlicher werden lässt. Neben dem markanten Bariton von Adrian Eröd als Kaiser gefällt der Bass Tareq Nazmi in der Rolle des streikenden Todes. Hoch expressiv und mit einer tadellos geführten Mezzostimme ist Christel Loetzsch ein höchst beeindruckender Trommler.

Sehr einfühlsam singen der Tenor Johannes Chum als Soldat Harlekin und der Bass Lars Woldt in der Rolle des Lautsprechers. Die Sopranistin Juliana Zara kann als Bubikopf ebenfalls gefallen.

Und so ist dies denn eine packende Interpretation von Ullmanns Oper, die einerseits durch das Raffinement der Orchesterdarbietung andererseits durch exzellente Stimmen gefällt.

Viktor Ullman, who was murdered in Auschwitz in 1944, wrote the opera The Emperor of Atlantis in 1943 in Theresienstadt. It was not premiered until 1975 in Amsterdam. Peter Kein, Ullman’s co-librettist, was also killed in Auschwitz.
The opera is about the emperor of Atlantis who, « in the war of all against all, » decides to ban death, so that people can no longer die. This bears numerous problems. Death promises redemption from all suffering and to return if the emperor agrees to die first.
The piece, which contains many allusions to the situation in Nazi Germany and Theresienstadt, is an allegory of National Socialism and the low value of human life in this political regime – and beyond that in many other dictatorships.
BR Klassik presents a recording of a concert performance from October 10, 2021 at Munich’s Prinzregententheater.
Compared to other recordings, the confident conducting of the young Austrian Patrick Hahn stands out for a fascinating transparency, as well as an accentuated lightness, which makes the voices all the more haunting. In addition to the striking baritone of Adrian Eröd as the Emperor, the bass Tareq Nazmi is very convincing in the role of the striking Death. Highly expressive and with an impeccably managed mezzo voice, Christel Loetzsch is a most impressive drummer.
Singing very sensitively are tenor Johannes Chum as soldier Harlequin and bass Lars Woldt in the role of the speaker. The soprano Juliana Zara can also please as Bubikopf.
And so this is then a gripping interpretation of Ullmann’s opera, which pleases on the one hand by the refinement of the orchestral performance and on the other hand by excellent voices.

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