Ermanno Wolf-Ferrari: Das Himmelskleid; Angelina Ruzzafante, Sopran, Anna-Maria Dur, Mezzosopran, Sibrand Basa, Reinhard Leisenheimer, Peer-Martin Sturm, Michael Kurz, Tenor, Stefan Adam, Bariton, Sergio Gómez, Bass, Opernchor Theater Hagen, Philharmonisches Orchester Hagen, Gerhard Markson; 1 CD Naxos 8.660518-20; Aufnahme 01.1996, Veröffentlichung 02.12.2022 (166'38) – Rezension von Uwe Krusch

Die beinahe drei Jahrzehnte alte Aufnahme zeigt qualitativ hochwertig ein vergessenes Werk. Wolf-Ferrari selber liebte seine Märchenoper Himmelskleid. Nach dem französischen Märchen Eselshaut von Charles Perrault verfasst, zeigt es als Parabel die Entwicklung der menschlichen Seele. Eine junge Fürstin wird mit dem Himmelskleid geboren. Sie verliert es aber als Folge von missbrauchtem Reichtum, Gier und Machtdenken. Als sie einen Prinzen ausschickt, ihr die Kleider des Windes, der Sonne und des Mondes zu bringen, verliert sie ihre Habe und dessen ehrliche Liebe. Elend und verlassen durch die Welt irrend, sieht sie schließlich ihre Fehler ein. Sie erkennt, dass der Mensch mit dem Himmelskleid geboren wird. Bereits den Tod erwartend, findet der herbeigeeilte Prinz und es kommt zum glücklichen Ende.

Die Wirkung dieses als Legende in drei Akten bezeichneten Werkes sah der Komponist selber aus der Stille kommend, aus der dieses Werk kommt und nach der es verlangt. Weiter meinte er, man erwarte also nicht, gepackt, gefesselt und gespannt zu werden. Die Uraufführung erntete geteilte Meinungen. Einhellig positiv wurde jedoch die Qualität beurteilt. Noch heute lassen sich die lyrischen Seiten und das sensibel eingesetzte Klang- und Farbempfinden, dass durch seine äußerst gelungene Instrumentation gestützt wird, empfinden. Man mag hier und da gerne etwa auch an Richard Strauss denken.

Die nach Jahrzehnten erfolgte Wiederentdeckung gipfelte in dieser Einspielung, mit der das Theater Hagen in erstklassiger Besetzung eine geradezu rauschend sinnliche Deutung vorlegte. Die fein gewirkte und doch so kraftvolle Partitur wird in ihrem ganzen Reichtum aufgeschlüsselt. Der damalige Generalmusikdirektor in Hagen, Gerhard Markson, entlockt seinem Orchester alles. Auch die Gesangsriege kann, was sowohl die Solisten wie auch den Chor betrifft, ohne jedes Wenn und Aber überzeugen. Die Leistung als solide zu bezeichnen, wäre maßlos untertrieben. Vielmehr sitzen alle Töne auf den Punkt und lassen das Werk farbenreich erblühen. Dazu trägt auch die sichere Dirigentenhand bei, die nie die Entwicklung schleifen lässt und so den Bogen straff, aber sorgfältig geformt, über die zwei dreiviertel Stunden Spieldauer nicht abreißen lässt.

Trotz des Alters der Aufnahme ist diese transparent und gut ausbalanciert. Nur ist sie ein wenig schwach ausgesteuert, so dass zum Hören die Lautstärke angepasst einzustellen ist. Wie beim Label üblich, ist das Libretto (in Deutsch und Englisch) über einen genannten Link im Internet abrufbar. Ansonsten bietet das Beiheft alle Angaben und Informationen direkt.

Nearly three decades old, this high-quality recording features a forgotten work. Wolf-Ferrari himself loved his fairy-tale opera ’Himmelskleid’ (Garment of Heaven). Written after the French fairy tale Donkey Skin by Charles Perrault, it shows as a parable the development of the human soul. A young princess is born with the dress of heaven. But she loses it as a result of abused wealth, greed and power thinking. When she sends out a prince to bring her the garments of the wind, the sun and the moon, she loses her belongings and his honest love. Wandering through the world, miserable and abandoned, she finally realizes her mistakes. She realizes that man is born with the garment of heaven. Already expecting death, the rushed prince finds and it comes to a happy end.

The composer himself saw the effect of this work, described as a legend in three acts, as coming from the silence from which this work comes and for which it demands. He went on to say that one does not expect to be gripped, captivated and tense. The premiere was met with divided opinions. The quality, however, was unanimously praised. Even today, one can feel the lyrical sides and the sensitively applied sense of sound and color, which is supported by his extremely successful instrumentation. Here and there one might like to think of Richard Strauss.

The rediscovery that took place after decades culminated in this recording, with which the Theater Hagen presented an almost intoxicatingly sensual interpretation with a first-class cast. The finely woven and yet so powerful score is performed with all its richness. The then general music director in Hagen, Gerhard Markson, draws everything necessary from his orchestra. The vocal team, too, can convince without any ifs and buts, as far as both the soloists and the chorus are concerned. To call the performance solid would be a gross understatement. Rather, all notes are right on the dot and let the work blossom colorfully. This is also aided by the sure hand of the conductor, who never lets the development slip and thus keeps the bow taut, but carefully formed, over the two and a quarter hours of playing time.

Despite the age of the recording, it is transparent and well balanced. Only it is a bit weakly dubbed, so that the volume has to be adjusted for listening. As usual with the label, the libretto (in German and English) is available on the Internet via a link mentioned on the cover. Otherwise, the booklet provides all the details and information directly.

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