Giovanni Girolamo Kapsberger: Toccaten Passacaglias, Gagliardas u. a. aus "Libro primo & Libro quarto d'intavolatura di chitarone"; Jonas Nordberg, Theorbe; 1 SACD BIS-2417; Aufnahme 09/2018, Veröffentlichung 08/2019 (69'45) – Rezension von Uwe Krusch

Johann(es) Hieronymus (von) Kapsberger, lebte von ca. 1580 bis 1651 vor allem in Italien. Er war ein italienischer Lautenist und Komponist adliger deutscher Abstammung. Als talentierter Virtuose auf der Laute und dem Chitarrone bzw. Theorbe wurde er bekannt. Er komponierte für verschiedene Besetzungen, darunter Solowerke, Sinfonien und Arien sowie geistliche Vokalwerke. Bei den Zeitgenossen stand er in hohem Ansehen. Vier Bände für Laute und sechs für Chitarrone existieren in Handschriften.

Kapspergers Toccaten verwirren mit Schwankungen in Rhythmus, Tonalität und Textur innerhalb kurzer Zeitabschnitte und zeigen die Nähe zu Frescobaldi. Das eröffnende Werk ist labyrinthisch wegen der Verdichtung der Zeit. Es folgen ebenso neuartige Passacaglias, Galliarden und andere Tänze. Sein Werk wirft ein spannendes Licht auf die Entwicklung idiomatischer Musikstile für bestimmte Instrumente, bei der Laute und Chitarrone wichtige Rollen spielten. Alles zeigt deutlich Kapsbergers Interesse an neuen Trends.

Vor allem, wenn ein herausragender Instrumentalist wie Jonas Nordberg sie aufführt, blühen diese Werke auf. Er konzentriert sich auf die quasi autobiographischen Spätwerke von Kapspergers Libro quarto und stellt diese denen aus seinem ersten, etwa 35 Jahre früher erschienenen Werken gegenüber. Nordberg, der eine dunkel scharf temperierte Theorbe von Lars Jönsson spielt, entfaltet eine Kunst, die selbst der Virtuose Kapsperger geschätzt hätte. So wirkt die Musik trotz der leisen Stimme des Instruments und der Feinheit der Werke umso spannender, je mehr sich der Hörer in Ruhe in die Musik vertieft.

Johann Kapsberger lived from ca. 1580 to 1651 mainly in Italy. He was an Italian lutenist and composer of German descent. He became known as a talented virtuoso on the lute and the chitarrone or theorbo. He composed for various ensembles, including solo works, symphonies and arias as well as sacred vocal works. He was held in high esteem by his contemporaries. Four volumes for lute and six for chitarrone exist in manuscripts.
Kapsperger’s opening work is labyrinthine. It is followed by innovative passacaglias, galliards and other dances. Everything clearly shows his interest in new trends.
Especially when an outstanding instrumentalist like Jonas Nordberg performs them, these works flourish. He concentrates on the quasi autobiographical late works of Kapsperger’s Libro quarto and compares them with those of his first works, which appeared about 35 years earlier. Nordberg, who plays a theorbo with a dark, sharp temperament, unfolds an art that even the virtuoso Kapsperger would have appreciated. Despite the instrument’s quiet voice and the delicacy of the works, the more the listener is immersed in the music, the more exciting it becomes.

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