Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonia Concertante KV 364 + Violinkonzert A-Dur KV 219; Mikhail Pochekin, Violine, Ivan Pochekin, Viola, Stuttgarter Kammerorchester; 1 CD Hänssler Classic HC20078; Aufnahme 09.2019, Veröffentlichung 16.06.2021 (57'46) – Rezension von Uwe Krusch

Das A-Dur Violinkonzert und die Sinfonia Concertante von Mozart gehören sicherlich zu den besonders gern gehörten und gespielten Werken von Mozart. Wenn die Brüder Pochekin diese beiden Werke jetzt einspielen, so handelt es sich zumindest auf den ersten Blick nicht um besondere Aufmerksamkeit heischende Aufnahmen. So sind die Interpretationen zusammen mit dem agilen und aufmerksamen Kammerorchester aus Stuttgart vom Feinsten und lassen keiner Wünsche offen, bieten aber auch nicht die Neuigkeiten schlechthin. Mit schlankem kammermusikalisch ausgerichtetem Ansatz und auf die Aussage gerichtetem Spiel ohne Firlefanz bieten sie vielmehr eine fein austarierte und trotzdem lebendige Sicht auf die Werke.

Die Besonderheit ergibt sich hier aus den gewählten Kadenzen, die vom Pianisten Robert Levin stammen. Zuletzt prominent wohl von Gidon Kremer und Nikolaus Harnoncourt in den Achtzigern eingespielt, bieten sie hier ein mehr als willkommenes Wiederhören. Levin hat diese Kadenzen nach dem Modell der von Mozart selbst verfassten und überlieferten Kadenzen für seine Klavierkonzerte geschaffen. Da Kadenzen ursprünglich vom Aufführenden improvisierend im Konzert gedacht waren, hat sich in er Musikgeschichte eine Fortentwicklung hin zu Stilelementen der Zeit des jeweiligen Solisten herauskristallisiert. Levin nun die Ideen von Mozart aus den Klavierkonzerten und damit den zeitgenössischen, aufgegriffen und sich so stilistisch und idiomatisch dessen Kompositionstechnik angeeignet. Als anerkannter Kenner der Musik von Mozarts ist ihm dieses in besonderer Weise gelungen. Dabei hat er jeweils mehrere Versionen und Kombinationsmöglichkeiten angeboten, um so den improvisierenden Charakter auch heute noch zu ermöglichen, da jeder Interpret hier einen gewissen Freiraum hat.

Neben dem Eintauchen in die Zeit bietet Levin damit auch ein Gesamtkonzept an, dass bei nur zwei eingespielten Werken nur teilweise nachvollzogen werden kann. Diese Kadenzen mögen letztlich mehr für den Experten als für einen weniger auf Feinheiten achtenden Hörer eine Bereicherung bieten. Das ändert nichts am guten Gesateindruck.

The A-Major Violin Concerto and the Sinfonia Concertante by Mozart certainly belong to the works by Mozart that are particularly gladly heard and played. When the Pochekin brothers now present these two works, they do not offer, at least at first glance, a particularly attention-grabbing release. So the interpretations together with the agile and attentive chamber orchestra from Stuttgart are of the finest and leave nothing to be desired. But neither do they offer the news par excellence. With a lean chamber-music approach and playing focused on the statement without frippery, they rather offer a finely balanced yet lively view of the works.
The special feature here arises from the chosen cadenzas, which are by pianist Robert Levin. Last prominently recorded probably by Gidon Kremer and Nikolaus Harnoncourt in the eighties, they offer a more than welcome rehearing here. Levin modeled these cadenzas after those written and handed down by Mozart himself for his piano concertos. Since cadenzas were originally intended to be improvised by the performer in concert, musical history has seen a progression towards stylistic elements of the time of the particular soloist. Levin now took up Mozart’s ideas from the piano concertos, and thus stylistically and idiomatically appropriated his compositional technique. As a recognized connoisseur of Mozart’s music, he has succeeded in this in a special way. In doing so, he has offered several versions and possible combinations in each case, so that the improvisational character is still possible today, as each interpreter has a certain amount of freedom here.
In addition to the immersion in time, Levin thus also offers an overall concept that can only be partially understood with only two recorded works. These cadenzas may ultimately be more enriching for the expert than for a listener less attentive to subtleties. In any case, the recordings show successful performances of the works.

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