Komitas: Divine Liturgy; Latvian Radio Choir, Sigvards Klava; 1 CD Delos DE3590; Aufnahme 09/2019, Veröffentlichung 07/2020 (79'47) - Rezension von Norbert Tischer

Delos veröffentlicht eine Konzertfassung der Heiligen Liturgie des armenischen Komponisten Komitas Vardapet (1869-1935). Der armenische Komponist Vache Sharafyan hat das ursprünglich für Männerchor komponierte Werk für gemischten Chor bearbeitet. Der Mehrwert dieser Bearbeitung ist auf Dauer nicht zu überhören, da die weiblichen Stimmen einen größeren Reichtum an Farben und damit an musikalischer Abwechslung bringen.

Komitas, Priester, Komponist und Ethno-Musikwissenschaftler, der selber ein Überlebender der Verfolgung der Armenier durch die Türken war (dabei kamen ja ca. 1,5 Millionen Menschen ums Leben), hat mit seiner Musik dem armenischen Volk eine musikalische Identität gegeben. Besonders deutlich wird das wohl mit dieser Heiligen Liturgie, an der Komitas ab dem Jahre 1892 arbeitete. Es gibt mehrere Versionen davon, die letzte, die für diese Aufnahme benutzt wurde, stammt aus den Jahren 1914-15, wurde also kurz vor Komitas’ Deportation in ein Gefangenenlager der Türken fertiggestellt.

Vache Sharafyans Arrangement folgt so genau wie möglich der ursprünglichen Fassung mit Männerchor, wobei die Frauenstimmen der Musik zusätzliche Farbe und auch mehr Helligkeit verleihen. Das Projekt wurde drei Jahre lang vorbereitet. Am 20. September 2019 führte der Chor des Lettischen Rundfunks unter der Leitung seines künstlerischen Leiters Sigvards Klava die Liturgie in der Johanniskirche in Riga auf. Diese Aufnahme fand in den drei Tagen nach dieser Aufführung statt.

Die Heilige Liturgie ist ja die Feier der Eucharistie in den orthodoxen und den katholischen Kirchen des byzantinischen Ritus. Ihr Gegenstück in der römisch-katholischen Kirche ist die heilige Messe. Komitas folgt dem Ritus und hat seine Liturgie in 31 Nummern aufgeteilt.

Die Darbietungen des Lettischen Radiochors sind, wie gewohnt, hervorragend.

Der Chor singt mit großer Sprachgewandtheit und Autorität und kann mit Ausgewogenheit, makelloser Intonation und technischer Perfektion einen Klang von großer Schönheit hervorbringen. Unter Klavas Leitung zeigen die Sänger ein gutes Gespür für die geistige Dimension und die Ernsthaftigkeit der Musik.

Die Tonaufnahme ist tadellos, und das Booklet enthält den gesamten armenischen Text der Liturgie, eine Transliteration ins lateinische Alphabet sowie die englische Übersetzung.

Delos publishes a concert version of the Divine Liturgy by the Armenian composer Komitas Vardapet (1869-1935). His compatriot Vache Sharafyan has arranged the original male choir work for mixed choir. The added value of this arrangement cannot be ignored in the long run, as the female voices bring a greater richness of colour and thus more musical variety.
Komitas, priest, composer and ethno-musicologist, who himself was a survivor of the persecution of the Armenians by the Turks (which killed about 1.5 million people), has given the Armenian people a musical identity with his music. This becomes especially clear with this Holy Liturgy, on which Komitas worked from 1892 on. There are several versions of it, the last one, used for this recording, dates from 1914-15, so it was completed shortly before the composer’s deportation to a Turkish prison camp.
Vache Sharafyan’s arrangement follows the original version as closely as possible, with the female voices adding colour and brightness to the music. The project was prepared for three years. On September 20, 2019, the Latvian Radio Choir conducted by Sigvards Klava performed the liturgy at St. John’s Church in Riga. The recording took place in the three days following this performance.
The Holy Liturgy is the celebration of the Eucharist in the Orthodox and Catholic Churches of the Byzantine Rite. Its counterpart in the Roman Catholic Church is the Holy Mass. Komitas follows the rite and has divided its liturgy into 31 numbers.
The performances of the Latvian Radio Choir are, as usual, excellent.
The choir sings with great eloquence and authority. Well balanced and with flawless intonation and technical perfection it can produce a sound of great beauty. Under Klava’s direction the singers show a good sense of the spiritual dimension and seriousness of the music.
The sound recording is impeccable, and the booklet contains the complete Armenian text of the liturgy, a transliteration into the Latin alphabet and the English translation.

  • Pizzicato

  • Archives