 Constellation-Miroir; Pierre Boulez: Sämtliche Klavierwerke; Notations + Klaviersonaten Nr. 1-3 + Lent - Beaucoup plus allant (Erstfassung aus Klaviersonate Nr. 1) + Structures I & II für 2 Klaviere + Formant 1 (Fragment aus Klaviersonate Nr. 3) + Chapitre aus Structures II (alternative Version) + Fragment d'une ébauche; Incises + Une page d'éphémeride; Nicolas Hodges, Michael Wendeberg, Klavier; 2 CDs Bastille Musique bm16; Aufnahmen 2018-2020, Veröffentlichung 01/2021 (159'33) – Rezension von Remy Franck
								
					Constellation-Miroir; Pierre Boulez: Sämtliche Klavierwerke; Notations + Klaviersonaten Nr. 1-3 + Lent - Beaucoup plus allant (Erstfassung aus Klaviersonate Nr. 1) + Structures I & II für 2 Klaviere + Formant 1 (Fragment aus Klaviersonate Nr. 3) + Chapitre aus Structures II (alternative Version) + Fragment d'une ébauche; Incises + Une page d'éphémeride; Nicolas Hodges, Michael Wendeberg, Klavier; 2 CDs Bastille Musique bm16; Aufnahmen 2018-2020, Veröffentlichung 01/2021 (159'33) – Rezension von Remy Franck
				
			Aufnahmen mit Klaviermusik von Pierre Boulez gibt es etliche, und es ist gut, nach den Einspielungen der Kontarsky-Brüder, von Aimard, Pollini und Ponthus eine neue Sicht auf das Solo-Klavierwerk und die beiden Zyklen Structures für zwei Klaviere zu bekommen. Michael Wendeberg ist der Hauptinterpret, Nicolas Hodges sitzt in Structures am 2. Klavier.
Sie erkunden das Klavierwerk chronologisch, von Douze Notations (1945) bis zu Une page d’éphéméride (2005). Die meisten der Werke entstanden allerdings in den Vierziger, Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren, während der radikalsten Phase in Boulez’ kompositorischer Entwicklung. Laut dem Pianisten Charles Rosen war das Klavier für Boulez « ein traditionelles Ventil für Experimente », es erlaubte « eine unmittelbare Kontrolle über die musikalische Idee », eine, die « oft gleichzeitig die Natur der Revolution anzeigt und ihre Grenzen andeutet. » Diese Grenzen wurden mit der Dritten Sonate erreicht und setzten einen vorläufigen Schlusspunkt.
Michael Wendeberg und Nicolas Hodges gelingen durchgehend interessante Interpretationen, weil sie sich nicht nur auf die geschriebenen Noten verlassen, sondern den Stücken, so kurz die Sätze manchmal auch sein mögen, wirkliches Leben einhauchen. Wo andere glaubten, der Radikalität des Materials mit ebenso radikalem Spiel begegnen zu müssen, sprengen die beiden Pianisten mit einer außergewöhnlichen Palette von Farben und dynamischen Nuancen, mit ungemein viel Spontaneität und Präsenz sowie einer großartigen Phrasierungskunst den Rahmen der manchmal wirklich kargen Struktur.
Selbst die kleinen Teilchen heizen sich dabei auf wie Steine am Strand in der brütenden Sonne. In den frühen Werken, etwa den Douze Notations, aber selbst noch in Incises dringt sogar etwas Emotion in Wendebergs sensibles, singendes Spiel.
 
		










 
					
				






