Jean Sibelius: Symphonie Nr. 5 op. 82  + 2 Serenaden für Violine und Orchester op. 69 + 2 Ernste Melodien für Violine und Orchester op. 77 + Suite aus Schwanenweiß op. 54; Christian Tetzlaff, Violine, Finnish Radio Symphony Orchestra, Nicholas Collon; # Ondine 1468-2; Aufnahme 09.2022, 04.+09.2024, Veröffentlichung 06.06.2025 (77'16) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Die 5. Symphonie ist ein großartiges Beispiel für die Ausdruckskraft und Grandiosität von Sibelius’ Musik. Gleichzeitig bietet sie mit dem aus ursprünglich zwei Sätzen gefügten ersten Satz und mit dem nur auf kurzen Motiven aufgebauten dritten Satz eine von traditionellen Formen abweichende Gestalt, die sich bis hin zu dem optimistischen Abschluss entfaltet.

Das finnische Radiosinfonieorchester und Nicolas Collon zeigen dieses Werk als zutiefst unruhig umtriebiges Epos. Mit klar fokussiertem Blech und eloquenten Holzbläsern, ergänzt durch die Streicher und das Schlagwerk, servieren sie die intensiv, aber auch kühl umgesetzte Interpretation. Erst im letzten Satz lassen sie den Optimismus, den Sibelius beim Komponieren empfand, spüren, indem sie die Vehemenz eher ein wenig zurückschrauben.

Neben dem Violinkonzert hat Sibelius, der das Instrument selber ausgezeichnet beherrschte, weitere Werke für Violine und Klavier, später orchestriert, geschrieben. Neben den sechs Humoresken sind das die davor entstandenen Zwei ernsten Melodien op. 77 und die beiden Serenaden op. 69. Die Ernsten Stücke und die Serenaden zeichnen sich auch eine häufig überraschende, auch in der Instrumentierung vielfach brillante Verarbeitung aus.

Solist Christian Tetzlaff nimmt sich den vier Sätzen mit größter Aufmerksamkeit an. Die Ernsten Stücke liegen ihm am Herzen, er hat sie bereits früher einmal aufgenommen. So spielt er diese Stücke und die Serenaden mit Ausdruck und Gestaltungsaffinität. Dadurch vermeidet er den Eindruck, hier Miniaturen geringer Wertigkeit zu präsentieren.

Die 13-teilige Bühnenmusik zu August Strindbergs Svanevit (Schwanweiß) legen Collon und das Orchester in einer Interpretation vor, die auch die Nähe zur Musik von Edvard Grieg hören lässt, was beispielsweise die melodischen Linien und Ornamentik angeht. Hier wird nicht sanftere Seite, die bei Sibelius auch vorkommt, in den Vordergrund gerückt.

The 5th Symphony is a magnificent example of the expressiveness and grandiosity of Sibelius’ music. At the same time, the first movement, originally composed of two movements, and the third movement, based only on short motifs, offer a form that deviates from traditional forms and unfolds right up to the optimistic conclusion.

The Finnish Radio Symphony Orchestra and Nicolas Collon present this work as a deeply restless, bustling epic. With clearly focused brass and eloquent woodwinds, complemented by the strings and percussion, they serve up an intense yet cool interpretation. It is only in the last movement that they reveal the optimism that Sibelius felt when composing, by toning down the vehemence a little.

In addition to the Violin Concerto, Sibelius, who himself had an excellent command of the instrument, wrote further works for violin and piano, which were later orchestrated. In addition to the six humoresques, these include the two serious melodies op. 77 and the two serenades op. 69. The serious pieces and the serenades are characterized by their often surprising and often brilliant orchestration.

Soloist Christian Tetzlaff takes on the four movements with the greatest attention. The serious pieces are close to his heart and he has recorded them before. He plays these pieces and the serenades with expression and creative affinity. In this way, he avoids the impression of presenting miniatures of little value.

Collon and the orchestra present the 13-part incidental music to August Strindberg’s Svanevit (Swan White) in an interpretation that also reveals its proximity to the music of Edvard Grieg, for example in terms of the melodic lines and ornamentation. The softer side, which also appears in Sibelius, is not brought to the fore here.

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