Bela Bartok: Sonate für Violine solo; Jean Françaix: Thema mit 8 Variationen für Violine solo; Arthur Honegger: Sonate für Violine solo; Sergej Prokofiev: Sonate für Violine solo; Aylen Pritchin, Violine; 1 CD Ad Vitam AV 190515; Aufnahme 09/2018, Veröffentlichung 07/2019 (66'52) – Rezension von Uwe Krusch

Der 1987 geborene russische Geiger Aylen Pritchin lässt sich nicht beirren und legt eine anspruchsvolle Einspielung nach der anderen vor. Jetzt hat er sich des Solorepertoires angenommen. Neben den drei Sonaten aus den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Bartok, Honegger und Prokofiev hat er auch erstmalig Thema mit 8 Variationen von Jean Françaix eingespielt.

Während Bartok die Möglichkeiten der Geige ausforschte, um sie seinen musikalischen Ideen unterzuordnen, hatte Honegger seinen musikalischen Gedankenfluss dem Instrument untergeordnet. Bei Prokofiev wiederum erweitert er die Geige in der Art, dass das Werk als Übungsstück von einer Vielzahl von Studierenden gedacht war. Noch wieder anders geht Françaix vor, der seine Komposition zwar virtuos ausgestaltet, ihr aber einen charmanten unterhaltenden Charakter gibt, der gleichwohl auch mit tiefsinnigem Ideenreichtum glänzt.

Mit seiner Alleinstellung bei diesen Werken ist Pritchin dem Hörer, anders in seine bisherigen Aufnahmen mit einem Pianisten bzw. einem Klaviertrio, sozusagen schutzlos ausgeliefert. Dass dieser Umstand weder ihn beeinträchtigt hat noch den Konsumenten beängstigen muss, war bei den Fähigkeiten dieses Musikers zu erwarten. Neben den unzweifelhaft beeindruckenden technischen Möglichkeiten, über die er verfügen kann, ist er auch ein hochintelligenter und aufmerksamer Musiker. Ausgestattet mit diesen Gaben, Noblesse oblige, kann er jedes Werk mit leicht klingender Hand und souveräner Geste natürlich interpretieren. Dabei weiß er den Werken seinen eigenen Ansatz zu entlocken, der auch Hörerfahrungen aus anderen Interpretationen neu ausrichtet.

Wenn man trotz dieser exquisiten Zutaten irgendwie emotional zögert, dann mag das an der sehr trockenen, um nicht zu sagen spröden und damit irgendwie auch abweisenden Aufnahme liegen. Das fördert zwar einen transparenten und direkten Klang, aber schafft auch kein ‘hygge’-Gefühl, wie man es aus Dänemarks Wortschatz kennt.

The young Russian violinist Aylen Pritchin presents one challenging recording after the other. Besides the three sonatas by Bartok, Honegger and Prokofiev, he also recorded Theme with 8 Variations by Jean Françaix. In addition to his undoubtedly impressive technical possibilities Pritchin is also a highly intelligent and attentive musician. In his effortless and sovereign playing he also shows his own personality. Unfortunately the recorded sound is rather dry, direct and very clear, but not really comfortable for the listener.

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