Maria Callas
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Maria Callas – dieser Name steht für vollendeten Operngesang schlechthin. Die Callas war die ‘Primadonna assoluta’, eine Sängerin mit einer einmaligen Ausstrahlung, einem einmaligen Timbre, einem einmaligen Rollenverständnis. Sie wurde heute vor 90 Jahren in New York geboren.

Maria Kalogeropoulos (so lautet ihr richtiger Name) erblickte am 2. Dezember 1923 das Licht der Welt. Ihre Mutter hatte früh schon ihr Talent entdeckt und gefördert. Die junge Sängerin debütierte im November 1938 – kurz vor ihrem 15. Geburtstag – bei einer Schüleraufführung von Pietro Mascagnis ‘Cavalleria Rusticana’ in Athen, wo sie bei Maria Trivella studierte. 1939 nahm sie die weltberühmte Elvira de Hidalgo als Schülerin an.

Ihr professionelles Debüt gab die Callas 1940 in Suppés ‘Boccaccio’ in Athen. Bald darauf sang sie Tosca, Santuzza und Martha in ‘Tiefland’ von d’Albert.

Die spätere Starsängerin hatte nicht die elektronischen Mittel zur Verfügung, wie es sie heute gibt, und musste dementsprechend in harter Arbeit die Stufen der Berühmtheit erklettern. 1947 debütierte sie in Verona. Der Dirigent war Tullio Serafin, und Serafin war es, der sie entscheidend weiterbrachte. Dennoch dauerte es bis 1951, ehe Maria Callas an der Scala sang. Doch dann stand weltweitem Ruhm nichts mehr im Wege. Sie war über Nacht die ‘Assoluta’ geworden, die Sängerin, die im lyrischen, im dramatischen und im Koloraturfach zu Spitzenleistungen fähig war. Maria Callas gab der expressiven Koloratur wieder einen Sinn und entdeckte Bellini und Donizetti neu. Und das jeweils mit einer vollendeten Ausleuchtung der Figuren, die sie sang. Sie hat sich, wie ein Kritiker schrieb « sogar körperlich-physiognomisch der jeweiligen Partie anverwandelt ». Ein Publikum, das bis dahin gleichsam zum Opernschlürfen ins Theater gekommen war, wurde plötzlich Zeuge eines dramatischen Vorgangs, der Nachvollzug musikalischer Logik abverlangte. Er konnte sich der Callas nicht entziehen – aber darin lag (und liegt auf der Schallplatte) die Wirkung.

Dabei war die Stimme der Callas nicht unbedingt ein « schönes Organ ». Sie besaß zwar einen enormen Umfang, eine große Durchschlagskraft, auch in Mezza voce-Bereich, also bei nicht voluminöser Tongebung, aber der Klang neigte zu Schärfen und auch zu gelegentlichem Flackern, das in den frühen Sechzigerjahren stark zunahm. Aber die Callas war eben mehr als eine Stimme: sie hat nicht nur Klang erzeugt, sondern Charaktere gebildet, mit ihr eine regelrechte klangliche ‘mise en scène’ betrieben. Maria Callas hat Mimik und Gestik der Bühne übersetzt in Klangfiguren Diese erzeugte szenische Spannung und die Ausdruckskraft von Maria Callas – wie von keiner anderen Sängerin erreicht wurde, wurde glücklicherweise auch in jenes Medium hinübergerettet, das zur zweiten Existenz des Musikers geworden ist: die Schallplatte.

Hier ist die Callas in eine ihrer grössten Rollen,  Bellinis Norma. Die Filmaufnahme stamt von der RAI.

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