Ferrucio Busoni: Sonaten für Violine und Klavier Nrn. 1 und 2; Ingolf Turban, Violine, Ilja Scheps, Klavier; 1 CD cpo 555 213-2; Aufnahme 11/2016, Veröffentlichung 01/2020 (61'02) – Rezension von Uwe Krusch

Busoni gehört zu den äußerst selbstkritischen Komponisten. Bei ihm ging es soweit, dass er die Zweite Sonate als sein Opus 1 betrachtete und somit auch die Erste Sonate nicht anerkannte. Doch auch die Zweite betrachtete er als verkümmert, wenn auch der Zuspruch von Fritz Kreisler und dem Publikum groß war. Während die erste noch einen Nachhall auf die von ihm so geschätzte Musik von Johannes Brahms bietet, knüpft die ebenfalls dreisätzige zweite Sonate an Bach ‘Wie wohl ist mir …’ aus dem Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach an und führt mit ungewöhnlichem Aufbau in neue Richtungen.

Ingolf Turban mit der Geige und Ilja Scheps am Klavier, erstmals als Partner einer Aufnahme, gehen die Werke mit einer intensiven und kraftvollen Deutung an, die trotzdem mit hellem schlankem Ton und ausgefeilter Spieltechnik des Geigers luftig und inspiriert wirkt.

Der aus Russland stammende Pianist Ilja Scheps lebt inzwischen seit vielen Jahren als Dozent in Deutschland. Wie vom Komponisten vorgesehen, ist er ein gleichberechtigter Partner des Geigers, so dass die beiden eine angeregte Unterhaltung mit ihren Instrumenten führen. Eine solche Unterhaltung lebt auch von unterschiedlichen Standpunkten, die aber immer wieder zu einem gemeinsamen Weg finden.

Busoni was one of the most self-critical composers. He went so far that he regarded the second sonata as his op. 1 and therefore did not recognize the first one. But he also regarded the second as underdeveloped. While the first is still composed in the spirit of Brahms, whose music Busoni loved, the second sonata ties in with Bach and leads with an unusual structure in new directions. Ingolf Turban delivers an intense, powerful and inspired interpretation, which nevertheless appears light and lean due to the violinist’s sophisticated playing technique. has been a lecturer in Germany for many years. As intended by the composer, the Russian pianist Ilja Scheps is an equal partner of the violinist, so that the two have a lively conversation with their instruments. Such entertainment also lives from different points of view, but they always find a common path.

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