Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem; Renate Arends, Sopran, Thomas Oliemans, Bariton, Rotterdam Symphony Chor, Residentie Orkest / The Hague Philharmonic, Jan Willem de Vriend; 1 SACD Challenge Classics CC72738; Aufnahmen 01/2016, Veröffentlichung 10/2016 (61'26) – Rezension von Uwe Krusch

Der Text des Brahms-Requiems ist ungewöhnlich. Da ist zum einen die Sprache, nämlich Deutsch und nicht Latein, zum anderen kommen die Zitate aus der der lutherischen Bibel und den Apokryphen ohne klare christliche Referenzen aus. Besonders ist das Requiem auch dahingehend, dass es eine tröstende Meditation für die Hinterbliebenen ist und nicht auf das Schicksal der Toten eingeht. Der Ansatz ist vielleicht darauf zurück zu führen, dass Brahms die Komposition nach dem Tod seiner Mutter geschrieben hat.

Musikalisch wird Brahms’ enge Verbundenheit mit frühen Meistern deutlich. Es lassen sich Bezugnahmen auf die ‘Symphoniae Sacrae’ und die ‘Musikalischen Exequien’, die Fugen deuten auf Händel als Vorbild. Dazu kommt natürlich die eigene Gestaltung und Meisterschaft von Brahms.

Die niederländischen Interpreten dieser Aufnahme legen mit einer Stunde Spielzeit eine der kurzen Aufnahmen vor. Das merkt der Hörer aber nicht. Die Musik kann sich frei und in der angemessenen Ruhe entfalten. Die musikalischen Bögen werden intensiv gespannt.

Das Orchester aus Den Haag ist eines jener Ensembles, die wohl nicht zur ersten Garde der europäischen Klangkörper stehen. Andererseits zeigen sie, dass sie eine homogene Leistung präsentieren können, die sich nicht verstecken muss. Einer ihrer beiden Chefdirigenten, Jan Willem de Vriend, kommt aus der Originalklangszene in den Niederlanden.

Der Chor kann nur auf eine sehr kurze Geschichte zurückblicken. Es ist ein professioneller Chor, der sich für die Aufnahme mit dem semiprofessionellen Chor der Laurentiuskirche vereint hat. Sie liefern eine gut strukturierte und textverständliche Darstellung.

Die beiden Solisten ergänzen die Phalanx der Interpreten. Der Bariton Thomas Oliemans ist sowohl als Opern- als auch als Konzertsänger und mit Recitals vielseitig in Erscheinung getreten. Seine beiden Solopartien im Requiem gestaltet er mit Wärme.

Der erst nachträglich von Brahms hinzu komponierte Satz für Sopransolo sollte ein Gegengewicht zu den Baritonstücken bilden. Renata Arends ist ebenfalls eine vielseitige Sängerin. Sie singt ihren Part mit unaufgeregter Eleganz.

This Dutch production of Brahms’s Ein Deutsches Requiem deserves praise for its rhythmic pulsation and its clarity. It is a felicitous interpretation. 

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