Joseph Haydn: Streichquartette op. 33, Nrn. 1 - 3; Chiaroscuro Quartet (Alina Ibragimova, Pablo Hernán Benedí, Violine, Emilie Hörnlund, Viola, Claire Thirion, Cello); 1 SACD BIS 2588; Aufnahme 10.2021; Veröffentlichung 05.05.2023 (60'44) – Rezension von Uwe Krusch

Bei der Eroberung des klassischen und frühromantischen Repertoires widmet sich das Chiaroscuro Quartet nun den frühen Quartetten von Haydn, die nach auch schon nicht zu verachtenden Frühwerken sein ganz großes Können in dieser Gattung bezeugen. Es handelt sich um die die ersten drei Quartette von Opus 33.

Wie immer agiert das Chiaroscuro Quartet auf Darmsaiten und mit historischen Bögen. Der gerade in diesen Werken angelegte Witz, zeitgenössisch auch als Exaltiertheit empfunden, wird von den Interpreten mit Wollust ausgekostet, ohne deswegen das klassische Gewand abzustreifen. Die Schlenzer etwa im Scherzo des zweiten Quartetts oder die verhauchenden und einschlafenden Scheinschlüsse im vierten Satz werden mit extremer, aber schlüssiger Verzögerung auf die charmante Spitze getrieben.

Dass das Quartett seinem Namen eigentlich so gar nicht gerecht wird, ist erfreulicherweise immer wieder festzustellen. Nur hell und dunkel ist ihre Spielweise nun wirklich nicht. Ihre musikalische Neugier und die Aufmerksamkeit für die Angaben in den Partituren sowie das auf kleinste Nuancen ausgerichtete Handwerkszeug erlauben detailfreudige Interpretationen, die ein reich gestaffeltes Klangerlebnis bieten.

Dabei gestalten sie normalerweise so konturiert und trotzdem wie aus einem Fluss, dass auch Akzentuierungen und Hervorhebungen zwar zugespitzt, aber nicht übertrieben oder gar unkontrolliert erklingen. Nur manchmal scheinen sie über die Stränge zu schlagen. So werden die Finalsätze des ersten und des dritten zu atemberaubenden Prestos voller Esprit. Im Falle des ersten Quartetts kommt eine Rauheit und Burschikosität dazu, die aber passt. Der letzte Satz der CD dagegen wird eher fein ziseliert.

Diese Darstellungen bieten Haydn wie er wohl war, mit Witz und Augenzwinkern, nie um einen in der Musik mehr oder weniger versteckten Spaß verlegen. Da bleibt keine Zeit für Langeweile.

In its conquest of the classical and early romantic repertoire, the Chiaroscuro Quartet now turns its attention to Haydn’s early quartets, which, after early works that are not to be sneezed at either, testify to his very great skill in this genre. These are the first three quartets of Opus 33.

As always, the Chiaroscuro Quartet performs on gut strings and with period bows. The wit inherent in these works, which is also perceived as exaltedness in contemporary times, is savored by the interpreters with relish, without therefore shedding the classical character. The flicks, for example, in the scherzo of the second quartet or the breathy and falling asleep illusory endings in the fourth movement are taken to charming extremes with extreme but conclusive delay.

The fact that the quartet actually doesn’t live up to its name at all is fortunately to be noted again and again. Their way of playing is really not just light and dark. Their musical curiosity and attention to the indications in the scores, as well as the tools of their trade, which are focused on the smallest nuances, allow for interpretations that are rich in detail and offer a richly layered sound experience.

At the same time, they usually create so contoured and yet as if from a flow that even accentuations and emphases sound pointed, but not exaggerated or even uncontrolled. Only sometimes do they seem to go overboard. Thus the finales of the first and third become breathtaking prestos full of esprit. In the case of the first quartet, there is an added roughness and tomboyishness, but it fits. The final movement of the CD, on the other hand, is rather finely chiseled.

These performances offer Haydn as he probably was, with wit and wink, never at a loss for a joke more or less hidden in the music. There is no time for boredom.

  • Pizzicato

  • Archives