Lera Auerbach: 24 Präludien op. 46; Christine Bernsted, Violine, Ramez Mhaanna, Klavier; 1 CD Naxos 8.574494; Aufnahme 04.-07.2022; Veröffentlichung 24.03.2023 (53'49) – Rezension von Pál Körtefa

Die Zyklen, dieser für Violine und Klavier neben denen für Klavier solo bzw. für Cello und Klavier, entstanden 1999, als Lera Auerbach 25 Jahre alt war. Mit der Befolgung des Quintenzirkels bildet Auerbach darin alle Tonarten ab. Dabei stehen die 24 Stücke für sich, aber auch im Gesamtzusammenhang. Die Komponistin hat vor Augen bzw. Ohren gehabt, aus unerwarteten Perspektiven heraus bereits Vertrautes zu betrachten. Von kaum einer bis zu sechs Minuten Spielzeit bilden sie ihre ganze Welt in weniger als einer Stunde ab.

Die Geigerin Christine Bernsted und der Pianist Ramez Mhaanna erkunden die verschiedenen Seiten und Ausprägungen von Technik und Stimmungen mit ungebrochener Energie und stilistisch breit aushorchend. Dabei gelingen ihnen wunderbar farbsatt ausgeleuchtete Studien ebenso wie harsche, attackierende Szenen.

Vergleicht man ihre Sicht mit der vor schon 20 Jahren entstandenen der Widmungsträger Vadim Gluzman und Angela Yoffe, so bieten letztere klanglich noch schärfer konturiert klingende Auslegungen. Davon abgesehen geben aber auch Bernsted und Mhaanna den Stücken jeweils einen sehr prägenden Charakter. Dabei scheinen sie mehr intuitive Intensität für eine freiere Darstellung zu investieren, während Gluzman-Yoffe einen stärker gedanklich geprägten Ansatz verfolgt hatten. Beide Sichten haben in Ansehung der präsentierten Werke ihre Meriten. Die jetzt vorliegende Einspielung gefällt mit dichter fleischlicher, teilweise ungestümer Qualität.

The cycles, this one for violin and piano alongside those for piano solo and for cello and piano, respectively, were written in 1999, when Lera Auerbach was 25 years old. By following the circle of fifths, Auerbach reproduces all keys. The 24 pieces stand on their own, but also in an overall context. The composer had in mind, or rather ears, to look at already familiar things from unexpected perspectives. From barely one to six minutes of playing time, they depict her entire world in less than an hour.

Violinist Christine Bernsted and pianist Ramez Mhaanna explore the various sides and expressions of technique and moods with unwavering energy and stylistic breadth. They succeed in wonderfully colorfully studies as well as harsh, attacking scenes. If one compares their vision with that of the dedicatees Vadim Gluzman and Angela Yoffe, recorded 20 years ago, the latter offer even more sharply contoured sounding interpretations. That said, Bernsted and Mhaanna also each give the pieces a very distinctive character. In doing so, they seem to invest more intuitive intensity for a freer performance while Gluzman and Yoffe had taken a more cerebral approach. Both views have their merits in view of the works presented. The recording now available pleases with a dense carnal, at times boisterous quality.

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