Hugo Alfven: Symphonie Nr. 1 + Drapa + Midsommarvaka; Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Lukasz Borowicz; 1 CD cpo 555 043-2; Aufnahme 10/2016, Veröffentlichung 01/2018 (63'53) – Rezension von Uwe Krusch

Hugo Alfven, auch begabter Aquarellmaler, Autor und Dirigent, kann als Begründer der schwedischen Symphonie gelten. Quasi aus dem Nichts reüssierte er mit diesem Werk, dem nur wenige kleine Kompositionen vorausgegangen waren. Und sofort wurde er auch als Begründer der schwedischen Symphonik gesehen, auch wenn schon andere schwedische Komponisten Symphonien geschaffen hatten.

Dieses jugendliche Werk, wie oft in ähnlichen Fällen, ist prall gefüllt mit einer überbordenden Menge an Ideen. Trotzdem überzeugt das Werk auch mit einer deutlichen eigenen Charakteristik spätromantischer Couleur, einem charmanten zweiten Satz und im dritten einem Volkstanz, wie man ihn auch aus der Symphonik von Dvorak kennt.

Alfven ist wohl in seiner Heimat der bekannteste Komponist. Das liegt auch an den drei Rhapsodien, die er bestimmten Momenten seines Landes widmete. Der auch eingespielten ‘Mittsommerwache’, der ersten Rhapsodie, liegt ein Programm eines Festes an Mittsommer zugrunde, das das lustige und auch aufbrausende Treiben in einem Festzelt ebenso vertont, wie das junge Paar, das sich in den sommerlichen Wald zurückzieht. Dazwischen platziert wurde ‘Drapa’, ein Auftrag der Universität, das in Memoriam König Oscar II. erschaffen wurde.

In diesen beiden Stücken sind die Gedanken deutlich geordneter verarbeitet. ‘Drapa’ ist dramatisch feierlich, ‘Midsommarvaka’ gibt dagegen das fröhliche Treiben zu Schwedens wichtigstem Fest wieder.

Die Aufnahme mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Lukasz Borowicz ist der Beginn einer Gesamtaufnahme der Werke dieses Komponisten.

Das DSO hat sich zu einem der herausragenden Orchester über Berlins Grenzen hinaus entwickelt. Borowicz ist einer der bedeutenden Dirigenten seiner Generation. Diese Visitenkarte für Alfven zeigt bei ‘Drapa’ und der Rhapsodie die ganze Kunst und Besonderheit des Komponisten und kitzelt das Kolorit der Kompositionen heraus. Dabei glänzt das Ensemble sowohl technisch als auch mit differenziertem Orchesterklang.

Wie schon erwähnt, ist die Symphonie noch jugendlich prallgefüllt und hier fällt die Gestaltung schwieriger. Dennoch ist, abgesehen von der technischen Topfigkeit, die Gestaltung durch das ‘Royal Scottish National Orchestra’ unter Niklas Willén, die vor mehr mehr als 20 Jahren aufgenommen wurde, deutlich detailfreudiger und sensibler als die Neueinspielung. Während die neue Aufnahme in Teilbereichen noch Luft nach oben lässt, zeigt sie in anderen schon ein sehr positives Bild von Alfven.

Hugo Alfven is still not very well known outside of Scandinavia. This underlines the importance of a series of planned recordings with the DSO and Lukasz Borowicz. While the performance of the symphony lacks some refinement, Midsommarvaka and Drapa already show the peculiarities of the composer in a high-quality interpretation.

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