Maurice Gendron: Charm and Cello; Schumann: Cellokonzert op. 129; Schubert: Arpeggione-Sonate D. 821; Beethoven: Cellosonaten Nr. 1 & 5; Brahms: Cellosonate op. 38; Tchaikovsky: Rokoko-Variationen op. 33 für Cello & Orchester; Dvorak: Cellokonzert op. 104; Haydn: Cellokonzert H. 7b Nr. 2; Boccherini: Cellokonzert B-Dur G. 482; Maurice Gendron, Cello, Jean Françaix, Klavier, Wiener Symphoniker, Christoph von Dohnanyi, London Philharmonic Orchestra, Karl Rankl, Orchestre des Concerts Lamoureux, Pablo Casals; 4 CDs Profil PH18091; Aufnahmen 1946-1962, Veröffentlichung 06/2019 (210’05) - Rezension von Alain Steffen

Wenn wir von den großen Cellisten des 20. Jahrhunderts sprechen, denkt man kaum an den in Nizza geborenen Maurice Gendron (1920-1990). Grund genug, diesen wunderbaren Interpreten mit dieser CD-Box von Profil neu zu entdecken. Wenn es dem Bocklet (wie übrigens auch den anderen dieser historischen Reihe) an notwendigen Informationen fehlt, so sind die Aufnahmen willkommen. Und darum geht es ja eigentlich auch. Profil präsentiert dem Hörer Gendron sowohl im Konzertrepertoire wie auch als Kammermusiker. Und hier ist kein anderer als der französische Komponist Jean Françaix sein Partner auf dem Klavier. Somit gehören dann auch die beiden Cello-Sonaten op. 5/1 und op. 102/2 von Beethoven, die Arpeggione-Sonate D821 von Schubert und die Cello-Sonate op. 38 von Johannes Brahms zu den Höhepunkten dieser Veröffentlichung. Gendron besticht durch Stilgefühl und einen sehr lyrischen Ton. Françaix ist ein herausragender Begleiter und gleichwertiger Partner bei diesen Werken, denen man in diesen Interpretationen mit gutem Gewissen Referenzcharakter zusprechen kann. Wunderbar auch die Cellokonzerte Nr. 2 von Haydn und G.482 von Luigi Boccherini, bei denen ein anderer großer Cellist am Kopf des Orchestre des Concerts Lamoureux steht, nämlich Pablo Casals, der ein wirklicher Bewunderer von Gendrons Interpretationskunst war.

Mit den Wiener Symphonikern und Christoph von Dohnanyi hat Gendron das Cello-Konzert von Schumann und die Rokokovariationen von Tchaikovsky aufgenommen. Im Gegensatz zu den eher romantisch geprägten Interpretationen der Konzerte von Haydn und Boccherini herrscht hier ein frischerer Wind und eine modernere Herangehensweise vor, was sicherlich auch dem jungen, aufstrebenden Dirigenten von Dohnanyi zuzuschreiben ist. In diesem Sinne ist besonders das Schumann-Konzert hörenswert. Auch das Cellokonzert von Dvorak lebt von einer stringenten Vorgehensweise, wenn auch der hauptsächlich als Operndirigent tätige Karl Rankl interpretatorisch eher weniger zu sagen hat und sich auf eine recht effektvolle aber irgendwie zu pauschale Orchesterarbeit mit dem London Philharmonic Orchestra konzentriert. Aber Maurice Gendron ist in jedem Werk überragend, so dass diese Box eine willkommene Bereicherung des Katalogs ist.

When we speak of the great cellists of the 20th century, we hardly think of Maurice Gendron (1920-1990). Reason enough to rediscover this wonderful musician. Profil presents Gendron to the listener both in the concert repertoire and as a chamber musician. And here none other than the French composer Jean Françaix is his piano partner. Thus, Beethoven’s two cello sonatas op. 5/1 and op. 102/2 by, Schubert’s Arpeggione Sonata D 821 by and the cello sonata op. 38 by Johannes Brahms are among the highlights of this publication. Gendron captivates with a great sense of style and a very lyrical tone. Françaix is an outstanding accompanist. No less wonderful are the cello concertos No. 2 by Haydn and G.482 by Luigi Boccherini, in which another great cellist is conducting the Orchestre des Concerts Lamoureux, namely Pablo Casals, who was a true admirer of Gendron’s art of interpretation. Gendron recorded Schumann’s Cello Concerto and Tchaikovsky’s Rococo Variations with the Vienna Symphony Orchestra and Christoph von Dohnanyi. In contrast to the more romantic interpretations of the Haydn and Boccherini’s concertos, there is a fresher wind and a more modern approach in these performances. The Schumann Concerto is particularly worth listening to. Maurice Gendron is outstanding in every work, so this box is a welcome addition to the catalogue.

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