Open Spaces; Garth Knox: Four into Twenty + Microtonal Blues + One Finger + Quartet for One + Rick O’Shea + Satellites + Ten Fingers; Garth Knox, Viola, Ragazze Quartet (Rosa Arnold, Jeanita Vriens-van Tongeren, Violine, Annemijn Bergkotte, Bratsche, Rebecca Wise, Cello); 1 CD Channel Classics CCS44623; Aufnahme 2022, Veröffentlichung 04.2023 (58'29) – Rezension von Uwe Krusch

Das aus den Niederlanden stammende Ragazze Quartet hat eine ganz auf die Kompositionen von Garth Knox zugeschnittene Einspielung vorgelegt. Knox, als Bratschist des Arditti Quartet vielleicht eher bekannt, wird hier als Komponist mit zwei Kompositionen für Streichquartett sowie Duos und Solostücke vorgestellt.

Four Into Twenty hat Knox für das Ragazze Quartet geschrieben. Mit diesem Werk, einer Reflexion über die Zwanziger, also unsere Zeit, will Knox die ständige Bewegung zwischen den Gegensätzen, männlich weiblich, in- oder extrovertiert aufzeigen, ohne damit ein Porträt einer Person geben zu wollen. Dabei belässt er es weitgehend bei klassischen Spieltechniken. Als Kenner der Materie bestechen seine Werke mit Formgefühl und tiefem Verständnis für das klangliche Potenzial des Streichquartetts.

Gerade bei diesem Quartett fällt neben der einfallsreichen Streicherarbeit auf, dass es als verbindendes Element eine überbordende Heterogenität aufweist, auf die Zuhörer sich einlassen müssen. Beginnend mit rasanter kontrapunktischer Textur, über reizvolle Zartheit, gefolgt von spröde aufeinanderprallenden Dissonanzen und tickendem Uhrwerk bis hin zu einer fröhlichen Neuinterpretation des Charleston lassen sich die Elemente des Quartetts andeuten.

Einen anderen Anknüpfungspunkt an die Gegenwart hat das Quartet for One, bei dem ein Bratscher in Corona-Quarantäne davon träumt, ein Streichquartett in einem berühmten Saal vor einem großen Publikum zu geben. Die Musik von Knox ist modern, pfiffig und nicht kopflastig, vor allem ständig in Bewegung. Sie scheut sich aber nicht, auch tonale bis hin zu volkstümlichen Abschnitten zu präsentieren, wenn es die Komposition erfordert.

Das Ragazze Quartett bewältigt diese Musik durchaus überzeugend. Die vier Musiker gehen die Werke überschwänglich mit Energie und Frische an. Man darf vermuten, dass etwa das Arditti Quartet diesen Stücken noch mehr an Leuchtkraft abgewinnen könnte. Doch verstehen es die Musikerinnen des Ensembles, die vielen verschiedenen Komponenten in ihrem Spiel zu zeigen und adäquat darzustellen.

Das Quartet for One hat sich natürlich Garth Knox selber vorgenommen und ihm möchte man solche Gedanken auch gerne zutrauen. Jedenfalls erhebt er hier seine solistische Stimme mit all seinem Können und auch der Nonchalance dessen, der nur mit Freude spielt und nichts beweisen muss.

The Ragazze Quartet, hailing from the Netherlands, has presented a recording entirely devoted to the compositions of Garth Knox. Knox, perhaps better known as the violist of the Arditti Quartet, is featured here as a composer with two compositions for string quartet as well as duets and solo pieces.

‘Four Into Twenty’ was written by Knox for the Ragazze Quartet. With this work, a reflection on the twenties, i.e. our time, Knox wants to show the constant movement between the opposites, male female, in or extroverted, without wanting to give a portrait of a person. In doing so, he leaves it largely to classical playing techniques. As a connoisseur of the subject, his works captivate with a feeling for form and a deep understanding of the tonal potential of the string quartet.

In this quartet in particular, in addition to the imaginative string work, it is striking that it has an exuberant heterogeneity as a unifying element that listeners must engage with. Beginning with rapid contrapuntal texture, through delightful delicacy, followed by brittle clashing dissonances and ticking clockwork, to a joyous reinterpretation of the Charleston, the elements of the quartet can be hinted at.

Another tie-in to the present is Quartet for One, in which a violist in Corona Quarantine dreams of performing a string quartet in a famous hall before a large audience. Knox’s music is modern, smart and not top-heavy, above all constantly in motion. But she is not afraid to present tonal to folk sections when the composition calls for it.

The Ragazze Quartet handles this music convincingly, with much energy and freshness. One may assume that the Arditti Quartet, for example, could have brought even more luminosity to these pieces. But the ensemble’s musicians know how to show and adequately portray the many different components in their playing.

The Quartet for One was, of course, written for Garth Knox himself. He raises his soloistic voice here with all his skill and also the nonchalance of one who only plays with joy and has nothing to prove.

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